Atlas ist bekanntlich ein Titan, ein Riese. Ob das genauso auf den SV Atlas Delmenhorst zutrifft, sei dahingestellt. Die Vorort-Bremer strauchelten zuletzt, stehen aktuell auf Abstiegsplatz 17 der Regionalliga Nord und beurlaubten Anfang der Woche ihren langjährigen Trainer Key Riebau. Die Interimslösung soll aus dem bisherigen Trainerteam um die Co-Trainer Malte Müller und Dominik Schmidt, die Torwart-Trainer Tobias Duffner und Florian Urbainski sowie Sportchef Bastian Fuhrken bestehen. In dieser Konstellation reisen die Delmenhorster zum zweiten Mal in ihrer noch jungen Vereinsgeschichte nach Flensburg und wollen unbedingt etwas mitnehmen. Das wird unsere Mannschaft verhindern wollen. Bevor es aber am Samstagnachmittag im Manfred-Werner-Stadion ernst werden wird, haben wir für Euch wieder ein paar Fakten zusammengestellt.
Zur Lage: Spitzenreiter strauchelt
Das wohl bemerkenswerteste Resultat des 29. Spieltags war die 1:2-Niederlage des Top-Favoriten VfB Lübeck beim Abstiegskandidaten FC St. Pauli II, der seit Jahresbeginn wie verwandelt zu sein scheint. Der Ex-Zweit- und Ex-Drittligist blieb dennoch an der Spitze, weil der Hamburger SV II im Derby beim Nachwuchs von Holstein Kiel über ein 2:2-Remis nicht hinauskam. Nunmehr sind der VfB Lübeck und der HSV II punktgleich. Mit zehn Zählern Rückstand folgt Hannover 96 II. Die Niedersachsen gewannen mit 2:0 daheim gegen den Bremer SV, der nach Hannover zahlreiche Fans mitgebracht hatte. Teutonia siegte durch das Goldene von Maik Lukowicz im Verfolgerduell in Drochtersen, profitierte zudem von der 0:1-Niederlage von Norderstedt bei Phönix Lübeck und schob sich auf Platz vier nach vorn.
Im Abstiegskampf waren neben dem FC St. Pauli II auch Lohne (2:0 gegen Weiche), Rehden (2:1 in Delmenhorst) und Hildesheim (4:2 gegen Emden) die großen Gewinner. Auf die „sicheren“ Abstiegsränge 17 und 18 rutschten so Atlas Delmenhorst und der Bremer SV, die zwei Punkte Rückstand haben. Für Kickers Emden sieht es dagegen bei 17 Zählern Rückstand auf das rettende Ufer inzwischen nahezu aussichtslos aus. Bleibt noch der 1:0-Auswärtssieg von Havelse bei Werder Bremen II zu erwähnen. Spielfrei war Jeddeloh.
Am bevorstehenden 30. Spieltag könnte der VfB Lübeck wieder vorlegen. Er empfängt bereits am Freitagabend Lohne, während das Spiel des Verfolgers Hamburger SV II gegen Phönix Lübeck aufgrund der Länderspielpause und Nationalmannschaftsabstellungen auf den 26. April verschoben wurde. Hannover 96 II hat – ebenfalls schon am Freitagabend – Drochtersen zu Gast. In der dritten Partie des Freitags treffen Jeddeloh und Werder Bremen II aufeinander. Den Auftakt des Sonnabends gibt es dann bei uns im Manfred-Werner-Stadion, wo Atlas Delmenhorst gastiert. Unser Kontrahent wird zudem am Sonntag gebannt vor allem nach Bremen schauen, wo Hildesheim beim BSV gastieren wird. Rehden gegen Teutonia sowie Emden gegen Holstein II am Samstag und Havelse gegen St. Pauli II am Sonntag vervollständigen das Programm. Spielfrei wird Norderstedt sein.
Zum Gegner: angeschlagen und gefährlich
Der SV Atlas Delmenhorst wurde erst im April 2012 (neu) gegründet. Nun droht ihm das erste Mal in der noch jungen Vereinsgeschichte ein Abstieg, nachdem es in den Jahren zuvor stetig bergauf gegangen war. Danach sah es nach Saisonhalbzeit nicht unbedingt aus. Aus den 18 Partien der ersten Halbserie holten die Vorort-Bremer immerhin 22 Punkte. Jetzt sind es erst vier aus acht Begegnungen. Im neuen Jahr gingen alle Spiele verloren. Dabei zeigten vor allem die spektakuläre 5:6-Niederlage gegen Werder Bremen II und die 2:7-Pleite beim Hamburger SV II, wo das Problem liegt. Sind die 42 erzielten Tore sogar drei mehr als Weiche und der beste Wert ab Platz 14, so sind die 59 Gegentreffer nach Emden (79) die zweitmeisten. Weil in den 26 Partien von Atlas insgesamt 18 Treffer mehr gefallen sind als in den 27 Partien des Bremer SV, steht man derzeit bei Punktgleichheit und gleicher Tordifferenz noch vor dem Neuling auf Platz 17. Während die ausgeglichene Heimbilanz mit fünf Siegen und ebenso vielen Niederlagen bei drei Remis im durchschnittlichen Bereich liegt, hapert es auswärts am Ertrag. In 13 Spielen gab es immerhin neun Niederlagen und lediglich acht Punkte – vorletzter Platz in der Auswärtstabelle. Alles in allem sorgte der negative Trend der vergangenen Wochen nun für die Freistellung des Trainers Key Riebau. Mit dem 32-Jährigen, der zuvor in Jeddeloh bereits in der Regionalliga gearbeitet hatte, war Atlas aufgestiegen und hatte im Vorjahr die Meisterrunde erreicht.
Dabei gibt es im Kader von Atlas so einige Spieler, die Liga-weit bekannt sind; allen voran: Torjäger Dimitrios Ferfelis. Der Deutsch-Grieche traf schon elfmal und stellte beim 2:2-Remis im Hinspiel gegen unsere baumlange Innenverteidigung zweimal seine Kopfballstärke unter Beweis. Aus der Mannschaft dürfte auch Marco Stefandl, der zuletzt gegen Rehden als Kapitän agierte, bekannt sein. Der 25-jährige Rechtsaußen hat u. a. Bayern München, VfB Stuttgart (jeweils im Nachwuchs) und Hannover 96 in seiner Vita zu stehen, bekam allerdings gegen Rehden seine fünfte Gelbe Karte. Zweiterfolgreichster Torschütze ist indessen Steffen Rohwedder. Der Neuzugang, der vor der Saison von Eintracht Cuxhaven kam, bringt es zwar auf bislang 20 Einsätze, aber vergleichsweise nur geringe Spielzeit, obgleich er schon sechsmal einnetzte. Zumindest in Flensburg hat ferner Linksfuß Julian Stöhr aufgrund seiner Vergangenheit im Weiche-Dress einen Namen. Im Winter kam mit dem zuvor vereinslosen Dominic Volkmer ein Nachfolger für Routinier Dominik Schmidt, der seine Laufbahn beendete. Volkmer – wie Schmidt Innenverteidiger und zuvor beim MSV Duisburg in der 3. Liga aktiv – stand aber bislang noch nicht im Spieltagskader.
Unser Trainer Benjamin Eta kennt sich insbesondere mit Mannschaften aus Bremen und dem Umland sehr gut aus. So sagte er im Interview mit unserem Stadionmagazin „Steilpass“ über unseren kommenden Kontrahenten: „Atlas verfolge ich auch sehr intensiv, bin mit dem sportlichen Leiter Bastian Fuhrken freundschaftlich im Austausch. Sie stecken auch mitten im Abstiegskampf, und ich hoffe, dass auch sie die Klasse halten können, auch ohne Punkte aus Flensburg mitzunehmen.“ Und zu den Stärken der Atlas-Mannschaft meinte er: „Sie haben sehr viel Tempo über die Außenbahnen und mit Dimitrios Ferfelis einen Torjäger. Sie sind in der Offensive immer für Tore gut, dafür aber auch defensiv nicht immer stabil.“ Für die Gegner-Analyse hat unser Cheftrainer nun freilich zwei kleine Probleme: Einerseits sorgt ein Trainerwechsel oft für erhöhte Motivation bei der betreffenden Mannschaft, weil sich alle Spieler eines Kaders neu beweisen können und müssen. Andererseits ist unklar, welche taktischen Änderungen bei Atlas damit einhergehen werden. Allerdings wird unser Kontrahent die mehr als dreieinhalb Jahre unter Key Riebau sicherlich nicht von heute auf morgen einfach aus den Kleidern schütteln.
Unsere Mannschaft: viele Optionen
Angesichts der vielen geschossenen, aber auch kassierten Tore, die in der Bilanz unseres Gegners in dieser Saison stehen, stellt sich die Frage, ob Weiche in den offenen Schlagabtausch gehen oder zunächst die Defensive stärken sollte. Benjamin Eta antwortete im Interview mit unserem Stadionmagazin „Steilpass“ auf die Frage nach einem möglichen Erfolgsrezept für den kommenden Samstagnachmittag vielsagend: „Hinten gut stehen und kein Tor kassieren, dann sind die Chancen sehr hoch, dass wir heute gewinnen.“
Mit dem zuvor angeschlagenen Kapitän Dominic Hartmann und dem in Lohne krankheitsbedingt fehlenden Nico Empen könnten gegen Delmenhorst zwei Spieler zurückkehren. Zudem steht Jesper Heim grundsätzlich bereit und könnte für Philip Østerbæk wieder das Tor hüten. Nach der langen Verletzungspause könnte zudem Marcel Cornils inzwischen wieder reif für den ersten Startelfeinsatz sein. In Lohne fiel zudem der eingewechselte Noel Kurzbach mit vielen Läufen und guten Flanken über die rechte Bahn auf. Auch das konnte als eine Empfehlung für einen Startelfplatz verstanden werden. Nicht dabei werden weiterhin definitiv die langzeitverletzten Ilidio Pastor Santos und Calvin Ogara sein. Ebenso ist mit Dan Neicu, der zuletzt eine Verletzung auskurieren musste, eher noch nicht zu rechnen.
Bislang hat es zwischen Atlas und Weiche drei Duelle im vergangenen Jahr 2022 gegeben. In Delmenhorst gewann unsere Mannschaft in der Meisterrunde 2021/22 am 7. Mai mit 2:1, drehte dabei durch Treffer von Christopher Kramer (60.) und Patrick Thomsen (86.) spät das Spiel. Im vergangenen Herbst – am 24. September – hieß es in der Liga hingegen nach zweimaliger Weiche-Führung durch Tore von Dominic Hartmann (1.) und René Guder (73.) am Ende 2:2-unentschieden. Das bislang einzige Aufeinandertreffen im Manfred-Werner-Stadion entschied Weiche am 14. April vor 739 Fans mit 2:0 für sich. Kevin Schulz (50.) und Christopher Kramer (75., Strafstoß) hatten damals getroffen.
Hinweise für alle Fans: Lust auf viele Tore
Das Gastspiel von Atlas Delmenhorst wird am Samstag, 25. März 2023, um 13.30 Uhr im Manfred-Werner-Stadion angepfiffen. Schiedsrichter der Partie ist Alexander Herbers (Raspo Lathen), der von Maximilian Nie-Hoegen (ASV Altenlingen) und Alexander Roj (TSV Barsinghausen) assistiert wird. Einen Livestream bei „Sporttotal.tv“ wird es – wie üblich bei Heimspielen unserer Mannschaft – geben. Auf fussball.de bieten wir zudem unseren ausführlichen Liveticker an. Ferner werden wir einen Ticker mit Infos zu Spielbeginn, Halbzeit und Abpfiff sowie den Toren wie gehabt auf unserer Facebook-Seite laufen haben.
Tickets gibt es – ebenfalls wie üblich – in den Kategorien Stehplatz, Sitzplatz ohne sowie Sitzplatz mit Dach über unseren Ticketanbieter im Internet oder an der Stadionkasse. Fans können sich mit allen Fragen sehr gern an Meikel Carstensen wenden. Der Fanbeauftragte ist unter 01 70/803 28 46 oder fanbetreuung@weicheflensburg08.de erreichbar. Da bei Spielen von Atlas Delmenhorst durchschnittlich fast vier Tore fallen, dürfen wir darauf hoffen, am Samstag reichlich Treffer sehen zu können.
Ein Hinweis noch zum Wetter: Für den Samstagnachmittag werden Temperaturen um die zehn Grad vorhergesagt. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit ist etwas erhöht. Da es aber auch nachts keinen Frost geben soll, dürfte der Austragung der Partie nichts im Wege stehen.
Wir freuen uns über Eure Unterstützung und wünschen allen Fans einen unterhaltsamen und schönen Fußballnachmittag im Manfred-Werner-Stadion.