Zwei Wochen vor dem Auftakt in die neue Regionalliga-Saison 2022/23 startete der SC Weiche Flensburg 08 mit dem Achtelfinalspiel im SHFV-Lotto-Landespokalwettbewerb erfolgreich in die neue Spielzeit. Gegen den FC Kilia Kiel kam unsere Mannschaft vor 472 Zuschauern, darunter etwa 60 Flensburger Anhängern, bei trockenem und warmem, aber nicht zu heißem Wetter im Kilia-Stadion am Hasseldieksdammer Weg zu einem 2:1-Sieg. Der gastgebende Oberliga-Aufsteiger konnte dabei seine Ambitionen nachhaltig untermauern und unsere Mannschaft bis in die siebente Minute der Nachspielzeit hinein fordern. Während der Trainer der Gastgeber, Nicola Soranno, stolz über die Leistung seiner Jungs war, allerdings ebenso vom Unterschied in der Box sprach, amtete unser Trainer Thomas Seeliger einmal tief durch, um dann zu analysieren: „Ich habe es erwartet, dass das Spiel nicht einfach wird. An der einen oder anderen Stelle hatten wir Glück gehabt, doch wir hätten auch das 3:0 machen können.“
Unsere Mannschaft wird nunmehr im Viertelfinale auf den SV Todesfelde treffen. Der aktuelle Oberliga-Meister und Landespokalsieger von 2020 hatte sich in seinem Achtelfinale am Samstag bei der FSG Saxonia in Bornhöved ebenfalls knapp mit 2:1 (2:0) behauptet. Die Partie in Todesfelde soll am kommenden Sonntag, 24. Juli 2022, stattfinden.
Aus der Startelf vom letzten Pflichtspiel der vergangenen Saison, dem Auftritt vor acht Wochen beim SV Werder Bremen II (0:3), liefen Patrick Herrmann, Torben Rehfeldt, Kevin Njie, Kevin Schulz, Christopher Kramer und Marcel Cornils wieder auf. Hinzu kamen die Neuzugänge Jesper Heim, Tobias Fölster, Niclas Nadj und René Guder. Angeführt wurde die Mannschaft von Kapitän Dominic Hartmann, der in Bremen aus Belastungsgründen erst eingewechselt worden war. Von der Bank kamen diesmal Florian Meyer, Bjarne Schleemann, Tobias Ryborg, Noel Kurzbach und Jonah Gieseler ins Spiel. Zum 19er Kader des Spieltags zählten des Weiteren Torhüter Philip Østerbæk sowie Malte Petersen und Patrick Thomsen.
Unter den Augen der Ex-Weiche-Spieler Torge Paetow (jetzt SC Verl), Fabian Arndt (Heider SV) und Nedim Hasanbegovic (SpVg Eidertal Molfsee) hatte die Partie gleich Feuer drin. Als Serhat Yazgan einem langen Ball auf Linksaußen nachging, prüfte er unseren Torhüter Jesper Heim mit einem Schuss aus spitzem Winkel (1.). Auf der Gegenseite kam eine Eingabe von Patrick Herrmann von der rechten Außenbahn über Christopher Kramer zu René Guder, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und aus Nahdistanz zum 0:1 einnetzte (7.). Aber die Landeshauptstädter waren keineswegs geschockt. Sie schafften es mit langen Bällen vor allem auf Jan Matti Seidel immer wieder, die Weiche-Defensive in Verlegenheit zu bringen. So traf die Kilia-Sturmspitze aus Nahdistanz vehement die Latte; beim Nachschuss von Benjamin Petrick war Jesper Heim da (9.). Hatte hier Weiche bereits Glück, so wäre der Ausgleich eigentlich nach einer ähnlichen Szene fällig gewesen. Wieder jagte Jan Matti Seidel einem langen Ball nach, setzte sich gegen die Weiche-Innenverteidigung durch, bugsierte dann jedoch die Kugel von halbrechter Position am langen Pfosten vorbei (17.).
Erst allmählich schaffte es Weiche, das Geschehen besser unter Kontrolle zu bekommen. Die längeren Ballbesitzphasen der Gastgeber wurden seltener. Bei einem Pass in die Tiefe auf Serhat Yazgan war Jesper Heim zur Stelle (32.). Es folgte eine Doppelchance der Gäste. Doch Marcel Cornils scheiterte ebenso an Torhüter Finn-Niklas Kornath wie Christopher Kramer mit dem Nachschuss (37.). Dennoch: Nun war Weiche da. Und die Gäste legten den zweiten Treffer nach, als sie von einem Abspielfehler der Kieler profitierten. René Guder roch den Braten, spielte mit Marcel Cornils einen feinen Doppelpass und jagte dann die Kugel sehenswert und trocken aus 18 Metern ins lange Eck zum 0:2 (44.). Und Niclas Nadj hätte mit einem Heber, der zu hoch angesetzt war, beinahe noch vor dem Pausenpfiff den Sack schon halbwegs zugemacht (45.+3).
Die interessante Anfangsphase der zweiten Halbzeit eröffneten die Gastgeber. Benjamin Petrick traf aus gut 18 Metern von halblinks, nicht angegriffen, ansatzlos den linken Pfosten (50.). Auf der Gegenseite setzte Niclas Nadj Marcel Cornils ein, dessen Schuss Torhüter Finn-Niklas Kornath mit schöner Flugparade entschärfte (51.). Und plötzlich war der Fünftligist im Spiel zurück. Nach einem Freistoßpfiff am Weiche-Strafraum führte Tom Warncke den Freistoß schnell auf Julius Rainer Alt aus, der mit der Pieke ins linke Eck zum 1:2-Anschluss traf, während sich die Gäste noch sortieren wollten (52.). Nun war wieder Stimmung unter den beinahe 500 Zuschauern im altehrwürdigen Kilia-Stadion. Aber zu dicken Torchancen reichte es in der Folge für die schwarzgekleideten Kieler nicht mehr. Die besten Möglichkeiten ließen Jan Matti Seidel mit einem Versuch aus 45 Metern – Jesper Heim stand weit vor seinem Kasten, der Schuss verfehlte sein Ziel (57.) – und Benjamin Petrick, dem der Ball bei seinem Abschluss versprang, sodass die Kugel weit neben dem Tor landete (62.), aus. Auf Flensburger Seite hatte Christopher Kramer die Entscheidung auf dem Fuß. Angespielt von Patrick Herrmann drehte sich unser Mittelstürmer auf engstem Raum, konnte aber Torhüter Finn-Niklas Kornath nicht bezwingen (75.). Ansonsten allerdings überließ Kilia unserer Mannschaft weitgehend den Ball und die Initiative. Das änderte sich etwas in der Schlussphase, in der jedoch Weiche nach der Auswechslung von Jan Matti Seidel (72.) und diversen Umstellungen – Bjarne Schleemann und Florian Meyer waren zur Stärkung der Abwehr gekommen und Kevin Njie hatte sich in die Mitte orientiert – inzwischen die Schwächen in der Defensive weitgehend abstellen konnte. So war das ganz große Zittern bei den Gästen nicht angesagt.
Die Kilia-Mannschaft hatte in Jan Matti Seidel, der vor allem in den ersten 20 Minuten kaum zu stoppen war, und Kapitän Serhat Yazgan ihre auffälligsten Akteure. Auch Tom Warncke und Julius Rainer Alt hinterließen einen starken Eindruck. Beim SC Weiche verdienten sich neben „Doppelpacker“ René Guder die beiden Außenverteidiger Patrick Herrmann und Kevin Njie sowie Schlussmann Jesper Heim mit ruhigem Auftreten die besten Noten. Für deutlich mehr Stabilität sorgte die Einwechslung von Bjarne Schleemann.
Vor dem Landespokal-Viertelfinale, das am kommenden Sonntag in Todesfelde ausgetragen werden soll, absolviert unsere Mannschaft noch ein weiteres Testspiel. Dazu gastiert sie am Dienstag, 19. Juli 2022, ab 19 Uhr bei der Husumer SV. Unser Co-Trainer Mamadou Sabaly hatte die HSV in der vergangenen Saison als Cheftrainer zum überlegenen Meistertitel in der Landesliga Schleswig und damit zurück in die Oberliga geführt.
Kilia: Kornath – Ramo, Tiessen (72. Foit), Harder, Ayyildiz – Baller, Alt, Warncke (V), Petrick (89. Wüllner) – Yazgan, Seidel (72. Müller). Trainer: Soranno.
Weiche: Heim – Herrmann, Fölster, Rehfeldt (V/66. Schleemann), Njie – Hartmann (Kap.) – Guder (V/90.+3 Gieseler), K. Schulz (62. F. Meyer/V), Nadj (V), Cornils (83. Kurzbach) – Kramer (80. Ryborg). Trainer: Seeliger.
Tore: 0:1 Guder (7.), 0:2 Guder (44.), 1:2 Alt (52.).
Zuschauer: 472 Zahlende, darunter mehr als 60 Flensburger, im Kilia-Stadion am Hasseldieksdammer Weg, Kiel.
Schiedsrichter: Luca Sambill (VfB Lübeck), hatte ordentlich zu tun und gab fünfmal „Gelb“ (alle für Foulspiele), davon viermal für die Gäste (Warncke, 56./Rehfeldt, 61.; F. Meyer, 85.; Guder, 89.; Nadj, 90.).
Trainerstimmen:
Der Kila-Trainer, Nicola Soranno, meinte: „Wir haben zwei Hundertprozentige, die wir nicht machen, René Guder hingegen macht sie. Das ist der Unterschied. Der Unterschied ist in der Box. Wir wussten, dass Weiche im Umschaltverhalten brutal ist. Sie lauern auf Fehler. Und wir haben zwei gemacht. Gerade in der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Anteile. Aus dem Spiel heraus sah es gut aus; im letzten Drittel nicht so. Ich habe ein weinendes und ein lachendes Auge. Einerseits bin ich stolz auf meine Mannschaft, andererseits tut es mir leid für die Jungs, dass noch nicht einmal die Verlängerung heraussprang. Es war das Ziel, heute eine gute Leistung zu bringen. Das haben wir geschafft.“
Unser Trainer Thomas Seeliger atmete auf: „Runde weiter.“ Dann fügte er an: „Ich habe es erwartet, dass das Spiel nicht einfach wird. An der einen oder anderen Stelle hatten wir Glück gehabt, doch wir hätten auch das 3:0 machen können. Es hat viele einfache Ballverluste gegeben. Wir haben zuweilen nicht gut ausgesehen. Aber ich hatte schon vor dem Spiel gesagt: Wir sind noch nicht da, wo wir sein müssten.“