Am frühen Sonntagabend war es soweit. Ex-Profi und ARD-Fußballexperte Thomas Broich spielte die Los-Fee, und „Das Erste“ übertrug die Auslosung zur ersten Runde um den DFB-Vereinspokal der Saison 2021/22 selbstverständlich live. In der Lostrommel der Amateurvertreter war auch eine Kugel mit dem Namen des SC Weiche Flensburg 08. Neben Eintracht Norderstedt als Vertreter Hamburgs und Weiche war aus Schleswig-Holstein lediglich Holstein Kiel als Profi-Verein unter den 64 Klubs, um die 32 Paarungen zu ermitteln. Im Vereinsheim an der Bredstedter Straße und auf dessen Terrasse verfolgten unter Corona-Hygiene-Auflagen rund 50 Fans und Verantwortliche sowie die Spieler Torge Paetow, Dominic Hartmann, Marcel Cornils und Ilidio Pastor Santos gespannt das Geschehen. In dem Moment, da Weiche als sechste Heimmannschaft aus dem Topf der Amateure gezogen wurde, brandete Jubel auf. Nur wenig später wurde mit der KSV Holstein der entsprechende Kontrahent zugelost, und man wusste nicht genau, wie die Reaktion der Anwesenden zu deuten war. Der dritte Verein aus Schleswig-Holstein, der FC Eintracht Norderstedt wird es mit Hannover 96 zu tun bekommen. Auch bei Braunschweig gegen HSV oder Osnabrück gegen Bremen wurden Paarungen zwischen Nordvertretern gezogen, doch nördlicher als Flensburg gegen Kiel geht es nun mal nicht.
Reaktionen zum „Knaller-Los“
Nicht nur für unseren Geschäftsführer Sport, Christian Jürgensen, ist der Kontrahent ein ganz besonderer, war er doch sogar Kapitän von Holstein, bevor er zum damaligen ETSV Weiche nach Flensburg ging. Auch zahlreiche aktuelle Spieler unserer Mannschaft haben eine Holstein-Vergangenheit. So sprach dann auch Christian Jürgensen von einem „sehr emotionalen Los“. In einem ersten Statement meinte er außerdem: „Es ist zwar schlecht für Schleswig-Holstein, aber es ist etwas ganz Besonderes. Man wird viele bekannte Gesichter wiedersehen. Das ist ein absolutes Knaller-Los.“
Dass es nicht gut für das Land zwischen den Meeren sei, sah Harald Uhr, Geschäftsführer Finanzen, ganz anders. Er wendete die Sache positiv: „Ein schleswig-holsteinischer Verein ist auf jeden Fall in der zweiten Runde.“ Und weiter: „Ich hatte mir den HSV oder Holstein gewünscht. Holstein und uns verbindet eine sehr enge Freundschaft. Wir freuen uns, dass wir gegen sie spielen.“ Allen Zweiflern nahm er auch gleich die Skepsis, indem er vor den Fans im Vereinsheim am Manfred-Werner-Stadion verkündete: „Wir spielen in jedem Fall hier.“
Auch für Kapitän Torge Paetow wird es ein Wiedersehen mit ehemaligen Mitspielern. Mit Hauke Wahl, Kapitän der Störche, verbindet ihn eine Freundschaft. Unser Innenverteidiger nur wenige Minuten, nachdem die Paarung feststand: „Wir haben schon telefoniert. Er meint, sie hätten ein richtig schweres Los gezogen, ein dickes Brett.“ Dabei grinste er, um noch hinzuzufügen: „Man kennt sich halt schon. Aber es ist gut, das Stadion wird voll sein.“ Diese Vermutung dürfte jedenfalls zutreffen. Daniel Hoffmann von der Geschäftsstelle: „Es gibt jetzt schon jede Menge Kartennachfragen, obwohl vieles noch gar nicht geklärt ist.“
Marcel Cornils sprach davon, dass es ein schönes Derby sei, und Ilidio Pastor Santos pflichtete ihm bei, um ergänzend schon mal auf die Taktik einzugehen. Nicht ganz ernst meinte unser Brasilianer: „Es ist machbar. Erstmal müssen wir defensiv gut stehen. Und ein 1:0 reicht – so wie damals.“ Kevin Schulz hatte „damals“ – im August 2018 – das Siegtor gegen den VfL Bochum erzielt.
Nicht sicher war sich Dominic Hartmann, wie er das Los bewerten sollte. „Ich weiß nicht, ob ich weinen oder mich freuen soll. Der DFB-Pokal ist etwas ganz Besonderes, aber wir haben schon oft gegen Holstein gespielt. Wir mussten uns erst dafür qualifizieren und bekommen jetzt einen Gegner, gegen den es unheimlich schwierig wird. Für uns Spieler kann es eine bittere Sache werden. Aber: Holstein wird sich auch nicht freuen, gegen uns spielen zu müssen, weil man sich halt kennt.“ Für ein Weiterkommen müsste schon alles passen. Schließlich fand der Mittelfeldakteur aber doch positive Worte: „Für die Region ist es eine geile Nummer.“
Holstein Kiel im Kurzporträt
Die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 ist ein Traditionsverein durch und durch. Im Jahre 1912 wurde Holstein Deutscher Meister, in den Jahren 1910 und 1930 gelang die Vizemeisterschaft. Hinzu kommen bis 1945 zahlreiche Meistertitel auf regionaler Ebene sowie später Meisterschaften in unteren Spielklassen. In neueren Zeiten pendelten die Störche meistens zwischen dritter und vierter Liga, ehe 2013 der Aufstieg in die 3. Liga gelang. Dort verbrachte Holstein vier Jahre, bevor 2017 der Sprung in die 2. Liga folgte. Die Landeshauptstädter haben sich im Bundesliga-Unterhaus mittlerweile nicht nur etabliert, sondern in der gerade beendeten Saison erneut an das Tor zur Beletage des deutschen Vereinsfußballs geklopft. Ganz Schleswig-Holstein zitterte im Mai mit den Störchen und musste ansehen, wie sie drei Matchbälle zum möglichen Bundesliga-Aufstieg vergaben. In der Saison beeindruckte die Mannschaft von Trainer Ole Werner zudem vor allem im DFB-Pokal, wo erst im Halbfinale bei Borussia Dortmund Endstation war. Zuvor hatte Holstein u. a. den FC Bayern München im Elfmeterschießen besiegt. Für Holstein ist es die 27. Teilnahme am DFB-Pokalwettbewerb (einschl. dem Tschammer-Pokalwettbewerb als Vorgänger). In der zweiten Liga erreichten die Kieler zwischen 2017 und 2020 – vor Corona – einen Zuschauerschnitt von etwa 10.000. Allein in den 2000er Jahren wurde die KSV zudem achtmal Landespokalsieger, zuletzt 2017. Auf dem Weg zum vorerst letzten Landespokaltriumph räumte Holstein im Viertelfinale am 20. August 2016 den ETSV Weiche mit 2:0 aus dem Weg. Es war das letzte Pflichtspiel gegeneinander.
Bei Holstein Kiel wird es in diesem Sommer wieder einen größeren personellen Umbruch geben. Aktuell haben bislang acht Spieler den Verein verlassen, darunter Niklas Hauptmann (nach Leihende zurück zum 1. FC Köln), Jonas Meffert (Hamburger SV), Jae-Sung Lee (noch unbekannt) und Janni Serra (Arminia Bielefeld). Trainer Ole Werner steht vor der Aufgabe, mindestens ebenso viele Spieler wieder integrieren zu müssen. Bekannteste Zugänge dürften Patrick Erras (Werder Bremen) und Fiete Arp (Bayern München) sein, wobei Letzterer schon mit der U 21 des HSV auf unsere Mannschaft traf.
Zu Spieltermin und Tickets
Die erste DFB-Pokal-Runde ist für den Zeitraum vom 6. bis 8. August 2021 angesetzt. Der DFB wird in den nächsten Tagen die zeitgenauen Termine für die insgesamt 32 Paarungen festlegen.
Da bei uns bereits seit der Auslosung viele Anfragen eingehen bzgl. Dauerkarten und DFB-Pokal-Karten, hier eine kurze Information für euch:
In der aktuellen Situation können wir noch keine genauen Angaben machen. Wir sind in Geprächen mit dem Gesundheitsamt und dem DFB und schauen unter welchen Bedinungen wir die Saison bzw. das DFB-Pokalspiel durchführen können.
Sobald wir Informationen für euch haben, werden wir diese hier auf der Homepage, bei Facebook und in der lokalen Presse veröffentlichen.
Vielen Dank für euer Verständnis.