Am letzten regulären Hinrundenspieltag der Nord-Gruppe der Regionalliga Nord unterlag der SC Weiche Flensburg 08 bei der U 23 des FC St. Pauli mit 1:2-Toren. Es war die zweite Saisonniederlage und die erste im 17. Aufeinandertreffen mit dem Nachwuchs des Kiezklubs. Zuvor hatte es acht Flensburger Siege und ebenso viele Remis gegeben. Bei herbstlichem, aber zum Teil sonnigem und durchweg trockenem Wetter sahen 150 Zuschauer, darunter etwa 40 Flensburger, im Edmund-Plambeck-Stadion von Norderstedt eine sehr spielfreudige Elf der Gastgeber, die sich den Sieg letztlich auch verdiente. Während der Verantwortliche der Braun-Weißen, Joachim Philipkowski, nach der Partie sich hocherfreut zeigte und von einem verdienten Sieg und der Belohnung für das viele Investieren sprach, haderte Weiche-Trainer Thomas Seeliger mit der möglicherweise spielentscheidenden Szene, bei der Referee Konrad Oldhafer den Gästen einen Handstrafstoß versagte. Unser Trainer meinte aber auch: „Wenn man die 90 Minuten betrachtet, ist der Sieg für St. Pauli II verdient. Sie waren beweglicher und spielfreudiger.“
Unsere Mannschaft begann mit der gleichen Startelf wie zuletzt beim Heimauftritt gegen Drochtersen/Assel (0:0). Noch vor der Pause stellte Thomas Seeliger auf eine Doppelspitze um und verstärkte das Mittelfeld, indem der wieder genesene Kevin Njie die Position hinten links übernahm, Florian Meyer vor ins Mittelfeld rückte und Jonah Gieseler den Platz verließ. Zur Pause blieb dann Kevin Schulz in der Kabine. Dafür brachte der Trainer mit Malte Petersen einen neuen Innenverteidiger, für den Torben Rehfeldt auf die „Sechs“ neben Torge Paetow ging. In der Schlussphase kam mit Nils Jungehülsing ein weiterer Stürmer, für den Florian Meyer Platz machen musste. Zum Spieltagsaufgebot gehörten zudem Raphael Straub (Tor), erstmals nach fast einem Jahr Pause wieder Bjane Schleemann sowie Brian Jungjohann, Jonas Walter und Noel Kurzbach. Im Kader des Spieltages fehlten neben den noch nicht verfügbaren Finn Wirlmann und Nico Empen auch der mit Kniebeschwerden ausfallende Ilidio Pastor Santos sowie Casper Mols, Nahne Paulsen und Johannes Siregar. Physiotherapeut Johannes Outzen wusste nach den 90 Minuten immerhin zu berichten, dass alle Flensburger ohne Verletzungsprobleme aus der Partie kamen.
Die Startphase gehörte eindeutig den Gastgebern, die schon nach 38 Sekunden in Führung gehen konnten. Nach einer Balleroberung im linken Mittelfeld ging es schnell, Aurel Loubongo-M’Boungou steckte exzellent auf den startenden Justin Plautz durch, der die Lücke in der Flensburger Defensive nutzte, frei vor Torhüter Florian Kirschke auftauchte und cool zum 1:0 einschob (1.). Und weiterhin kam Torgefahr nur von den schnellen, wendigen St. Paulianern, die anfangs ein ums andere Mal Defizite in der Rückwärtsbewegung der Gäste aufdeckten. Einen raffiniert von der rechten Seite auf das kurze Eck getretenen Freistoß von Justin Plautz entschärfte Florian Kirschke (5.). Danach führte der kaum zu stoppende Rechtsverteidiger Jannes Wieckhoff einen Freistoß schnell aus, doch Aurel Loubongo-M’Boungou konnte die Kugel im Zentrum nicht verwerten (8.). Und Niclas Nadj setzte einen Schuss aus der Drehung nur knapp vorbei (9.).
Erst allmählich kamen die Gäste ins Spiel. Nach deren ersten Eckstoß hätte es allerdings gleich klingeln müssen. Einen „zweiten Ball“ brachte Florian Meyer von der rechten Seite mit rechts vor das Tor, Torben Rehfeldt kam etwas überraschend am Fünfmeterraum zum Abschluss, schoss aber knapp über die Latte (18.). Auf der Gegenseite war es Aurel Loubongo-M’Boungou, der mit einem Schuss aus 15 Metern von halblinks Florian Kirschke im Weiche-Tor freilich kaum Mühe bereitete (27.). Wenig später konnte unsere Mannschaft ausgleichen und das Spiel damit vermeintlich in die von vielen erwarteten Bahnen lenken. Ein von Marcel Cornils getretener Eckstoß von links wurde verlängert, Christopher Kramer stand dahinter überraschend blank. Ballannahme mit der Brust und satter Abschluss in die Maschen waren eine Bewegung – 1:1 (32.).
Allerdings änderte sich mit jenem Treffer das Geschehen eben nicht grundlegend. Unsere Mannschaft schien um Spielkontrolle bemüht, hatte vielleicht auch mehr Ballbesitz. Schneller hingegen agierten die Kiezkicker, die sicher an der Kugel wirkten und viel Tempo mitbrachten. Und wieder war es Jannes Wieckhoff über rechts, der für Gefahr sorgte, aber im Zentrum keinen Abnehmer fand (35.). Unsere Mannschaft hatte noch eine Aktion, als Jonah Gieseler von der Mittellinie die Kugel in den Lauf von Christopher Kramer legte, der am 16-m-Raum von halbrechts abzog, jedoch nur das Außennetz traf (38.). So ging es nach gut vierundvierzigeinhalb Minuten mit einem 1:1-Zwischenstand in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann mit langen Ballbesitzphasen der mit den Zweitliga-Profis Jannes Wieckhoff und Lars Ritzka angetretenen Gastgeber. Immerhin verzeichnete unsere Mannschaft dagegen die ersten beiden Abschlüsse. Erst setzte Torge Paetow einen Schuss aus spitzem Winkel nach Ablage von Patrick Herrmann am kurzen Pfosten vorbei (52.), dann parierte Torhüter Sören Ahlers den Flachschuss von Dominic Hartmann (53.). Die U 23 der Braun-Weißen konterte: Jannes Wieckhoff, der wenig später am Knie verletzt ausscheiden musste (60.), spielte mit Niclas Nadj Doppelpass und konnte auf den ersten Pfosten zulaufen. Seinen Querpass nach innen bereinigte die Weiche-Abwehr in höchster Not (54.). Danach mussten die Flensburger tief durchatmen, als Aurel Loubongo-M’Boungou im Laufduell mit Malte Petersen die Innenbahn hatte, aber an Florian Kirschke scheiterte, ehe Malte Petersen die Kugel aus der Gefahrenzone beförderte (62.). Nochmals brannte es, als Justin Plautz von links den Ball – halb Eingabe, halb Torschuss – scharf nach innen brachte und Florian Kirschke erfolgreich zupacken konnte (64.). Der SC-Torhüter war auch beim Schuss von Max Brandt sicher zur Stelle (78.).
Unsere Mannschaft hatte um die 70. Minute ein kurzes Zwischenhoch und hätte hier die Partie vielleicht zu ihrem Gunsten drehen können. Nach einem Doppelpass mit Florian Meyer kam Kevin Njie über rechts zur Eingabe, der Abschluss von Torben Rehfeldt am Fünfmeterraum wurde noch abgefälscht und ging knapp über das Tor (69.). Und viel Aufregung gab es wenig später, als Berkay Dogan einen Schuss im eigenen Strafraum offensichtlich mit der abgespreizten Hand blockte, der Strafstoßpfiff jedoch ausblieb (74.). Dafür unterbrach aber der Unparteiische den folgenden verheißungsvollen Konter, um Dominic Hartmann wegen Reklamierens zu verwarnen. So handelte sich der Referee Unzufriedenheiten auf beiden Trainerbänken ein, wobei die Bank der Gastgeber wegen zu lautstarker Proteste „Gelb“ erhielt. Nachdem Marcel Cornils mit einem „zweiten Ball“ an Torhüter Sören Ahlers gescheitert war (84.), hatte Weiche indes das Pulver bereits verschossen. Keine Minute später konnten die Gastgeber ein zweites Mal in Führung gehen. Der gerade erst Sekunden zuvor eingewechselte Luis Angel Coordes holte sich auf halbrechts den Ball, konnte auf die abwartende SC-Deckung zulaufen und zog dann aus 18 Metern ab. Im linken unteren Eck schlug die Kugel wie an einer Schnur gezogen zur 2:1-Führung der St. Paulianer ein (84.).
Unsere Mannschaft reagierte, warf alles nach vorn und hatte noch eine verheißungsvolle Strafraumszene (90.). Aber die besseren Möglichkeiten hatten die Kiezkicker. Der überragende und vor Lust kaum zu bremsende Niclas Nadj setzte einen Freistoß von links auf das Weiche-Gehäuse, sodass Florian Kirschke mit den Fingerspitzen die Kugel auf das Tordach befördern musste (87.). Danach parierte der Weiche-Torhüter einen Abschluss aus bester Position des gerade eingewechselten Luis Steiger Borrero (90.+3). Das hätte eigentlich das 3:1 sein müssen, und darüber hätte sich kein Flensburger beschweren dürfen.
Überragender Spieler auf dem Platz war Niclas Nadj, der nach auffälliger erster Halbzeit im zweiten Spielabschnitt sogar noch eine Schippe zulegen konnte und auf der Gestalter-Position hinter den Spitzen vor Spielfreude nur so sprühte. Kaum zu stoppen war Rechtsverteidiger Jannes Wieckhoff. Auffällig agierten bei den Gastgebern zudem Kapitän Justin Plautz im linken Mittelfeld und Angreifer Aurel Loubongo-M’Boungou. Bei unserer Mannschaft konnten am ehesten Torhüter Florian Kirschke, Innenverteidiger Patrick Thomsen und Stürmer Christopher Kramer überzeugen.
Als nächstes Liga-Spiel steht die noch nachzuholende Hinrundenpartie bei der U 21 des Hamburger SV am Dienstag, 19. Oktober 2021, auf dem Programm. Zuvor ist der SC Weiche Flensburg 08 im Landespokal-Viertelfinale gefordert. Hier müssen die Schützlinge von Thomas Seeliger schon am kommenden Mittwoch, 13. Oktober 2021, um 19.30 Uhr beim Oberligisten Oldenburger SV in Ostholstein antreten.
St. Pauli II: Ahlers – Wieckhoff (60. Bednarczyk), Dogan, Schütt, Ritzka – Brandt, Nadj (V/90. Steiger Borrero), Jessen, Plautz (Kap.) – van den Berg (89. Stuhlmacher), Loubongo-M’Boungou (83. Coordes).
Weiche: Kirschke – Herrmann, Rehfeldt, Thomsen, F. Meyer (88. Jungehülsing) – Paetow (Kap.), K. Schulz (46. Petersen), Hartmann (V) – Gieseler (38. Njie), Kramer (V), Cornils.
Tore: 1:0 Plautz (1.), 1:1 Kramer (32.), 2:1 Coordes (84.).
Zuschauer: 150, darunter etwa 40 Flensburger, im Edmund-Plambeck-Stadion, Norderstedt.
Schiedsrichter: Konrad Oldhafer (SC Poppenbüttel/Hamburg), ließ viel laufen, handelte sich Ärger auf beiden Seiten nach dem nicht gegebenen Handelfmeter und der folgenden Spielunterbrechung bei einer Kontersituation ein, bei der Hartmann (Weiche, 74.) und die St.-Pauli-Bank (74.) wegen Meckerns „Gelb“ bekamen; zeigte außerdem gegen Nadj (St. Pauli II; Foul an Cornils, 57.) und Kramer (Weiche; Foul an Schütt, 55.) „Gelb“.
Trainerstimmen:
Der Trainer des FC St. Pauli II, Joachim Philipkowski, zeigte sich hocherfreut. Einen Sieg zu feiern, sei einfach schön. Er sei verdient, wenngleich dabei etwas Spielglück geholfen habe. „Die Jungs haben sehr viel investiert, und heute wurden sie auch belohnt“, meinte er. Zudem hob er hervor, dass die Standards sehr gut verteidigt worden seien. Selbst nach dem ärgerlichen 1:1 herrschte eine positive Stimmung in der Halbzeitpause. Der Trainerfuchs weiter: „Im Ganzen freut es mich, dass wir gegen eine Spitzenmannschaft gewonnen haben. Wir haben sehr gut verteidigt. Alle waren bereit, sich daran zu beteiligen. Wenn die Jungs so weitermachen, werden wir in der zweiten Halbserie mehr Punkte holen.“
Unser Trainer Thomas Seeliger stieg vor seinen Glückwünschen an den Heim-Trainer damit ein, dass er sich diesmal kürzer halten möchte. „Wenn man die 90 Minuten betrachtet, ist der Sieg für St. Pauli II verdient. Sie waren beweglicher und spielfreudiger“, so der Fußballlehrer, der davon sprach, dass das 1:1 zur Halbzeit eigentlich schon als glücklich bezeichnet werden musste. „Die zweite Halbzeit war sicherlich die bessere von uns, wobei wir da auch Glück gehabt haben.“ Es solle keine Ausrede sein, doch spielentscheidend sei aus seiner Sicht der nicht gegebene Handstrafstoß gewesen. Es sei ein klares Handspiel gewesen und er müsste sich schon sehr täuschen, wenn er sich da irre. Mit einer 2:1-Führung wäre man wohl nicht mehr als Verlierer vom Platz gegangen. „Aber: Wir haben verloren und viele Dinge nicht gut gemacht“, so der Trainer weiter, der abschließend insgesamt bemängelte: „Wir haben keinen Zugriff bekommen.“