Zum Auftakt des 4. Spieltages der Nord-Gruppe der Regionalliga Nord hat der SC Weiche Flensburg 08 am Freitagabend in seinem ersten Liga-Heimspiel der Saison vor stimmungsvoller Kulisse den VfB Lübeck mit 2:1-Toren besiegt und sich zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze gesetzt. Bei herbstlich-windig-nassem Wetter sahen 900 Zuschauer im – Corona-bedingt damit bereits – ausverkauften Manfred-Werner-Stadion eine temporeiche und zumindest phasenweise gutklassige Partie mit einem verdienten Sieger. Weiche konnte den Grün-Weißen die ersten beiden Gegentreffer der noch jungen Saison mitgeben und zugleich endlich mal wieder die Mannschaft aus der Hansestadt bezwingen. Das war zuletzt in der Meistersaison 2017/18 gelungen. Nun ist unsere Equipe die einzige Vertretung der Staffel, die mit der optimalen Punktzahl gestartet ist. Während Lübecks Verantwortlicher Lukas Pfeiffer nach dem Landesderby die fehlende Torgefahr seiner Mannschaft beklagte, betonte unser Trainer Thomas Seeliger, dass es ein schöner Fight mit rassigen Zweikämpfen gewesen sei. Es sei bis zur 95. Minute spannend geblieben, weil seine Schützlinge den Sack nicht zumachen konnten. „Jetzt haben wir einen richtig guten Start mit drei Siegen“, zeigte sich der Fußballlehrer zufrieden.
Im Vergleich zum 3:2-Sieg am vorherigen Sonntag bei Holstein Kiel II konnte Trainer Thomas Seeliger wieder auf Kevin Schulz, Noel Kurzbach und Jonas Walter zurückgreifen. Kevin Schulz ersetzte dann auch Malte Petersen in der sonst unveränderten Startelf. Noel Kurzbach und Jonas Walter wurden im Verlauf der Schlussphase eingewechselt. Zudem kamen Ilidio Pastor Santos bereits zur Pause für Jonah Gieseler und Malte Petersen kurz vor Schluss für Kevin Schulz in die Partie. Das Aufgebot des Spieltages komplettierten Casper Mols, Nahne Paulsen, Johannes Siregar und Brian Jungjohann. Neben den langzeitverletzten Bjane Schleemann und Finn Wirlmann mussten auch Kevin Njie sowie die im Aufbautraining befindlichen Raphael Straub und Nico Empen pausieren. Außerdem fehlte Nils Jungehülsing im Kader.
Die erste Halbzeit schien vom gegenseitigen Respekt der Konkurrenten geprägt. Beide suchten nicht das offene Spiel, sodass die Partie zunächst nicht den ganz großen Atem bekam. Erste Abschlüsse sammelten die Flensburger ein. Nach einer Flanke von Torben Rehfeldt von der rechten Seite köpfte am zweiten Pfosten aus ungünstiger Position Torge Paetow die Kugel vorbei (7.). Aufregender wurde es, als Marcel Cornils im Strafraum von halblinks zum Abschluss kam. Den tückischen Ball konnte VfB-Torhüter Eric Gründemann nur abklatschen, der Nachschuss von Patrick Herrmann wurde noch geblockt (14.). Bei zwei verheißungsvollen Versuchen, erst von Marcel Cornils (20.), dann von Kevin Schulz (27.), fehlte etwas die Schusskraft; beide Abschlüsse gingen links vorbei und bedeuteten letztlich keine Gefahr. Hingegen war Schlussmann Eric Gründemann bei der dynamischen Aktion von Jonah Gieseler, der selbst den Ball eroberte, ins Dribbling ging und von halbrechts abschloss, richtig gefordert (27.). Beim folgenden Eckstoß von Dominic Hartmann verlängerte Jonah Gieseler gefährlich auf den am zweiten Pfosten lauernden Christopher Kramer, der jedoch den Ball verfehlte (28.). Wenig später war es aber passiert und der VfB hatte seinen ersten Gegentreffer der Saison kassiert – und was für einer! Christopher Kramer hatte an der Mittellinie den Ball behauptet, ihn dann in den Lauf des auf der linken Seite Tempo aufnehmenden Marcel Cornils gelegt. Und der Linksaußen zog mit Ball am Fuß weiter und immer weiter. Es öffnete sich die Gasse, unsere Nummer „10“ tauchte plötzlich frei vor dem VfB-Schlussmann auf. Und auch da behielt Marcel Cornils die Nerven, wartete, bis der Torhüter abtauchte, um dann die Kugel über Eric Gründemann zum 1:0 in die Maschen zu lupfen (35.).
Die junge Lübecker Mannschaft versteckte sich keineswegs. Zu Chancen kam sie trotz eines hohen Aufwands jedoch eher selten. Den Kopfball von Marc Brackelmann nach einem Eckstoß parierte SC-Torhüter Florian Kirschke sicher (26.), und unser Schlussmann war auch bei der tückischen Links-Flanke von Samuel Abifade zur Stelle, die sich gefährlich der Torlatte näherte (34.). Nach dem Flensburger Führungstreffer kam nur erneut Samuel Abifade nach einem Solo zum Abschluss, er traf aber nicht den Flensburger Kasten (38.).
In der zweiten Halbzeit passierte zunächst nicht viel. Weiche zog sich etwas zurück. Doch die Gäste konnten außer mehr Ballbesitz daraus wenig Kapital schlagen. Im Gegenteil: Christopher Kramer hatte per Kopf nach Einwurf von Torge Paetow und Verlängerung von Torben Rehfeldt bereits eine gute Möglichkeit, auf 2:0 zu stellen (57.). Das gelang dann Dominic Hartmann, der einen zu kurz abgewehrten Einwurf von Torge Paetow mit Vehemenz von der Strafraumkante in die Maschen jagte (66.). War das schon die Vorentscheidung?
Die Partie bekam nun jene Rasse, die ihr in der ersten Halbzeit noch etwas gefehlt hatte. Und unsere Mannschaft war nah dran am dritten Treffer. Erst gewann Marcel Cornils auf Linksaußen ein Laufduell gegen Verteidiger und Torhüter, beim Schwenk nach innen wurde er jedoch noch geblockt (68.). Der folgende Eckstoß, getreten direkt vor den Lübecker Fans, konnte dann zunächst nicht ausgeführt werden, weil erst die ganz in der Nähe stehende Polizei die Gemüter der Gästeanhänger beruhigen musste. Als die Kugel wieder freigegeben war, verteidigte der VfB mit Mann und Maus um den Fünfmeter-Raum sein Tor; zuletzt wurde ein satter Schuss von Patrick Herrmann geblockt (69.). Doch anstelle der endgültigen Entscheidung fiel der zu jenem Zeitpunkt durchaus überraschende Anschlusstreffer. Im Konter lief Samuel Abifade den Flensburgern davon, konnte nicht von Dominic Hartmann, dann aber von Christopher Kramer auf Kosten eines Freistoßes und zweier Verwarnungen gestoppt werden (70.). Der Freistoß, getreten vom eingewechselten Cemal Sezer aus dem linken Halbfeld, passierte Freund und Feind. SC-Torhüter Florian Kirschke reagierte zu spät, die Kugel schlug ein (71.).
Jetzt waren die Grün-Weißen und deren Anhang wieder da. Und doch: Weiche hatte die Chancen zum 3:1. Christopher Kramer, der erneut unverwüstlich arbeitete, im Abschluss diesmal aber glücklos blieb, traf erst das Tor nicht (72.) und hatte dann zwar den richtigen Riecher, um sich das Fehlabspiel von VfB-Torhüter Eric Gründemann zu erlaufen, doch sein Abschluss wurde von Marc Brackelmann mit beinahe sensationellem Einsatz noch von der Torlinie gekratzt (90.+1). Und die Gäste? Sie versuchten es nun immer wieder mit kurzen Anspielen auf Cemal Sezer im Sturmzentrum, kamen aber zu keinem einzigen echten Abschluss mehr. Da war ein langer Pass in die Spitze auf eben jenen Cemal Sezer noch am vielversprechendsten, doch Florian Kirschke hatte aufgepasst und den Ball abgelaufen (87.). So blieb es nach spannender zweiter Halbzeit, inklusiver der fünf Nachspielminuten, beim knappen, aber verdienten 2:1-Sieg der Platzherren.
Der VfB Lübeck hatte offensiv in Samuel Abifade und dem erst in der zweiten Halbzeit eingewechselten Cemal Sezer seine auffälligsten Akteure. Defensiv ragte die Leistung von Innenverteidiger Marc Brackelmann heraus. Speziell in der ersten Halbzeit fiel zudem Rechtsverteidiger Mattis Daube mit vielen Ballkontakten auf. Bei unserer Mannschaft verdienten sich Torge Paetow und der sehr präsente Torben Rehfeldt die besten Noten. Für die Überraschungsmomente waren speziell der spielfreudige Marcel Cornils und Dominic Hartmann zuständig, doch darf man insgesamt von einer geschlossenen und sehr guten Mannschaftsleistung sprechen.
Da die Partie unserer Mannschaft vom fünften Spieltag bei der U 21 des Hamburger SV vom kommenden Mittwoch (01.09.2021) auf den 19. Oktober 2021 verlegt worden ist, steht für Weiche als nächste Partie erneut ein Heimspiel an. Am Sonnabend, 4. September 2021, wird ab 13.30 Uhr der FC Eintracht Norderstedt im Manfred-Werner-Stadion gastieren.
Weiche: Kirschke – Herrmann, Paetow (Kap.), Thomsen, F. Meyer (V) – Rehfeldt, Hartmann (V/80. Walter), K. Schulz (88. Petersen) – Gieseler (V/46. Pastor Santos), Kramer (V), Cornils (77. Kurzbach).
Tore: 1:0 Cornils (35.), 2:0 Hartmann (66.), 2:1 Sezer (71.).
Zuschauer: 900, im ausverkauften Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.
Schiedsrichter: Adrian Höhns (TuS Dassendorf/Hamburg), hatte in der rassigen Partie ordentlich zu tun, behielt aber den Überblick. Er zeigte sechsmal „Gelb“, davon viermal für Weiche (Gieseler nach Foul an Daube, 24.; Kramer nach Foul an Abifade, 70.; Hartmann nach versuchtem Foul an Abifade, 70.; F. Meyer nach Foul an Shalom, 90.+3) sowie zweimal für Lübeck (Ciapa nach Foul an Pastor Santos, 52.; Abifade nach Foul an Thomsen, 84.).
Trainerstimmen:
Der VfB-Trainer Lukas Pfeiffer beglückwünschte zunächst Weiche Flensburg zum Sieg. Danach sprach er von einer großen Herausforderung, vor der seine Mannschaft nach zwei Heimsiegen gestanden habe. Es sei nicht so gelungen, den Plan umzusetzen. Vor allem sei man nicht torgefährlich genug gewesen. „Wir haben uns zu wenig klare Torchancen herausgespielt“, bemängelte der Trainer. „Das Spiel war zwar spannend, aber wir waren schon mal besser“, sagte Lukas Pfeiffer, ehe er die Flensburger zum Rückspiel einlud: „Wir freuen uns auf das Rückspiel auf der Lohmühle. Dort haben wir etwas gutzumachen.“
Unser Trainer Thomas Seeliger bedankte sich zunächst für die Glückwünsche. „Wir haben einen schönen Fight mit vielen rassigen Zweikämpfen gesehen“, meinte der Fußballlehrer, der trotz Überlegenheit auch davon sprach, zweimal eine Portion Glück gehabt zu haben. „Wir haben das 1:0 erzielt, das uns einen Vorteil brachte.“ In der zweiten Halbzeit wollte seine Mannschaft den Gegner etwas mehr kommen lassen. „Das Gegentor zum 2:1 war vermeidbar, brachte aber Lübeck zurück ins Spiel. Dann war es ein Fight. Man musste immer aufpassen, dass da kein Ball mal durchrutscht, aber wir haben keine zwingenden Torchancen zugelassen.“ Weil seine Mannschaft die Chancen nicht nutzen konnte, blieb es bis zur 95. Minute spannend. „Jetzt haben wir einen richtig guten Start mit drei Siegen, wobei auch ein Quäntchen Spielglück in Kiel dabei war“, bilanzierte Thomas Seeliger. Und an die Gäste gerichtet, sprach er von einer jungen Lübecker Mannschaft, die man auf dem Zettel haben müsse. „Wir freuen uns auf das Spiel auf der Lohmühle“, entgegnete der Fußballlehrer auf die „Einladung“ zum Rückspiel.