Der SC Weiche Flensburg 08 und die SV Drochtersen/Assel haben sich am Freitagabend zum Auftakt des zehnten Spieltages der Nord-Gruppe der Regionalliga Nord im Verfolgerduell torlos getrennt. Bei herbstlichen Temperaturen und anfangs etwas Regen sahen 914 Zuschauer im Manfred-Werner-Stadion unter Flutlicht eine von Beginn an umkämpfte und hektische Partie. Wie erwartet erwiesen sich die viertplatzierten Gäste aus Niedersachsen als äußerst unbequemer Kontrahent. Sie konnten im sechsten Anlauf erstmals seit ihrem Aufstieg in die Regionalliga 2015 einen Zähler von der Flensburger Förde entführen, obgleich sie weiterhin auf einen Torjubel verzichten mussten. Und unsere Mannschaft blieb ausgerechnet in dieser nicht gewonnenen Partie das erste Mal in der laufenden Saison ohne Gegentreffer. Für Weiche war es überhaupt das erste Unentschieden seit eineinhalb Jahren, nachdem es zuletzt am 8. März 2020 in Norderstedt beim letzten Auftritt unter Daniel Jurgeleit unmittelbar vor dem Corona-bedingten Saisonabbruch 0:0 hieß. Während sich Gäste-Trainer Lars Jagemann nach der Partie freute, „total glücklich nach Hause“ fahren zu können, sprach Weiche-Trainer Thomas Seeliger von „einem gebrauchten Tag“, an dem auch die gelb-rote Karte für die Niedersachsen (64.) seinen Jungs keine wirklichen Vorteile verschafft habe.
Nach dem 7:1-Sieg aus der Vorwoche sah Trainer Thomas Seeliger keine Veranlassung, die Startelf zu verändern. In der Partie nutzte er sein Wechselkontingent in stetigen Abständen, beginnend nach einer Stunde Spielzeit. Es kamen Jonas Walter für den Gelb-Rot-gefährdeten Torben Rehfeldt, danach Ilidio Pastor Santos für den angeschlagenen Dominic Hartmann, Noel Kurzbach für Florian Meyer und schließlich Malte Petersen für Kevin Schulz. Das Spieltagsaufgebot komplettierten Raphael Straub (Tor), Nahne Paulsen, Brian Jungjohann und Nils Jungehülsing. Nicht im Kader standen neben den noch nicht verfügbaren Bjane Schleemann, Finn Wirlmann und Nico Empen auch Casper Mols, Johannes Siregar und Kevin Njie. Nach den 90 Minuten zeigte sich Physiotherapeut Andreas Hansen besorgt um Dominic Hartmann, der mit muskulären Problemen angeschlagen aus der Partie kam.
Der Auftakt in das Verfolgerduell war gar nicht so schlecht. Marcel Cornils nahm an der Mittellinie Tjorve Mohr die Kugel ab und dribbelte dann mit Tempo in die gegnerische Hälfte, doch sein Abschluss war zu hoch angesetzt (3.). Auch in der Folge sah es im Ansatz zuweilen durchaus vielversprechend aus, wenn Bälle aus der eigenen Hälfte hinter die erste Verteidigungsreihe der im Kern defensiv aufgestellten Niedersachsen gespielt wurden und dann auf die Abwehrkette zugelaufen werden konnte. Doch schon alsbald zeigte sich, dass kleine technische Fehler und Ungenauigkeiten zu Ballverlusten führten. Zudem wirkte Weiche anfangs zuweilen zu verspielt, statt – gerade auf dem nassen Rasen – zielstrebig den Abschluss vielleicht auch aus der Distanz zu suchen. Die wohl beste Vorpausenchance verpasste Christopher Kramer am zweiten Pfosten, nachdem Torge Paetow von rechts geflankt und Jonah Gieseler per Kopf verlängert hatte (19.). Ansonsten jagte noch Kevin Schulz einen „zweiten Ball“ über den Kasten (26.) und Christopher Kramer einen solchen per Direktabnahme links vorbei (36.). Unser „Center“, der sich viel ins Mittelfeld fallen ließ und sich so bereits am Spielaufbau beteiligte, hatte kurz vor der Pause noch eine gute Kopfballmöglichkeit aus Nahdistanz, nachdem erneut Torge Paetow aus dem rechten Halbfeld geflankt und diesmal Torben Rehfeldt verlängert hatte (45.). Insgesamt aber fehlte es an Überzeugung in der Flensburger Offensive.
Die Gäste wirkten mit ihrer einzigen echten Spitze Fabio Dias und dem zuweilen nachrückenden Hassan El Saleh nicht ungefährlich. SC-Torhüter Florian Kirschke wurde erstmals von Maximilian Geißen geprüft, dessen Distanzschuss jedoch zu zentral angesetzt war (16.). Wenig später erzielte zwar Fabio Dias einen Treffer, aber die Fahne des Assistenten war beim Zuspiel in die Tiefe hochgegangen und der Unparteiische entschied auf „Abseits“ (18.). Die gefährlichste Aktion der Niedersachsen lief ebenfalls über Fabio Dias, der nach langem Lauf und bedrängt von Patrick Thomsen jedoch einen zu kraftlosen Abschluss von halbrechts zustande brachte, sodass Florian Kirschke wenig Mühe hatte, die Kugel aufzunehmen (24.).
Nach der Pause wurde es vor dem Gäste-Tor etwas lebhafter, zumal der Druck unserer Mannschaft zunahm. Marcel Cornils setzte erst seinen Schuss aus 20 Metern nach flottem Sololauf über den Kasten (51.), scheiterte dann mit schöner Direktabnahme an Torhüter Patrick Siefkes (53.). Nach einem der weiten Einwürfe von Torge Paetow war Jonah Gieseler zu überrascht, als er aus Nahdistanz die Kugel deutlich über den Kasten setzte (59.). Kevin Schulz wiederum köpfte den Ball nach einem von Marcel Cornils getretenen Eckstoß von der linken Seite relativ freistehend in die Arme des Schlussmannes der Rot-Blauen (69.). Zu jenem Zeitpunkt waren die Männer aus dem Landkreis Stade nur noch zu zehnt auf dem Platz, weil Arian Khodabakhshian innerhalb von drei Minuten für zwei Foulspiele „Gelb“ (62., 64.) und folglich „Gelb-Rot“ gesehen hatte. Dabei schien die zweite „Gelbe“ nach einem Kopfballduell mit Jonah Gieseler nahe der Mittellinie unmittelbar vor der Haupttribüne überzogen.
Die Gäste blieben wie schon in der ersten Halbzeit zumindest im Ansatz nicht völlig ungefährlich. Wieder war es Fabio Dias, über den die wenigen Angriffe liefen. Nach Solo schoss er am Weiche-Tor vorbei (55.). Als Felix Niebergall nach einem Konter von halblinks aus spitzem Winkel verzog (66.), war es allerdings bereits die letzte Offensivaktion der Kehdinger, die sie zu Ende spielen konnten.
Unsere Mannschaft drückte von Minute zu Minute mehr. Nach schönem Direktspiel kam Jonah Gieseler am Strafraum relativ unbedrängt zum Abschluss, verfehlte aber das Ziel (78.). Nochmals scheiterte er im Gewühl am Fünfmeterraum, als sich Patrick Siefkes schließlich das Streitobjekt im Bodenkampf greifen konnte (89.). Und nur wenig später, nachdem Christopher Kramer eine Flanke von Patrick Herrmann per Kopf vorbeigesetzt hatte (90.+1), pfiff der Unparteiische – im Übrigen nach lediglich zweieinhalbminütiger Nachspielzeit – die insgesamt hektische Partie ab.
Die Gäste, die mit Nikola Serra einen Spieler mit Verdacht auf Muskelfaserriss verloren (80.), hatten im kopfballstarken Tjorve Mohr und Mittelfeldmotor Maximilian Geißen ihre auffälligsten Akteure. Zudem hinterließ Torwart-Routinier Patrick Siefkes einen sicheren und abgeklärten Eindruck. Bei unserer Mannschaft konnten sich einmal mehr Patrick Thomsen mit hoher Zuverlässigkeit sowie Christopher Kramer und Marcel Cornils mit viel Fleiß die besten Noten verdienen.
Am nächsten Spieltag – dem letzten der Hauptrundenhinserie – ist der SC Weiche Flensburg 08 beim FC St. Pauli II zu Gast. Die Partei wird am Sonntag, 10. Oktober 2021, um 14 Uhr im Edmund-Plambeck-Stadion in Norderstedt angepfiffen.
Weiche: Kirschke – Herrmann (V), Rehfeldt (V/60. Walter), Thomsen, F. Meyer (74. Kurzbach) – Paetow (Kap./V), K. Schulz (78. Petersen), Hartmann (70. Pastor Santos) – Gieseler, Kramer, Cornils.
Tore: keine.
Zuschauer: 914 unter Flutlicht im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.
Schiedsrichter: Jannik Schneider (VfR Laboe), ließ erst sehr viel laufen, zog dann aber einigermale überhastet „Gelb“ in einer keineswegs unfair geführten Partie. Verwarnt wurden Rehfeldt (taktisches Foul an Dias, 15.), Herrmann (Foul an Elfers, 78.) und Paetow (Foul an El Saleh, 81.) auf Flensburger Seite sowie Khodabakhshian (Foul an Hartmann, 62.) und Steffens (Foul an Petersen, 90.) bei den Gästen. Die gelb-rote Karte gegen Khodabakhshian (Foul an Gieseler, 64.) schien überzogen. Verwarnt wurde zudem D/A-Präsident Gooßen wegen Meckerns (65.).
Trainerstimmen:
Gäste-Trainer Lars Jagemann zeigte sich sehr zufrieden. Er meinte: „Wir gehen bzw. fahren total glücklich nach Hause. Alles was wir uns vorgenommen hatten, haben wir umgesetzt.“ Man habe tiefer stehen und die Räume enger halten wollen. So habe es nicht viele Chancen für Weiche gegeben. Die gelb-rote Karte sei sehr hart gewesen, zumal der Spieler gerade einmal zwei Fouls begangen habe. Den Punkt habe man sich redlich verdient.
Unser Trainer Thomas Seeliger war hingegen weniger zufrieden. „Wir hatten uns vorgestellt, an das vorherige Spiel in Form von Punkten anzuknüpfen.“ Es habe an Kreativität gefehlt, um den Riegel vernünftig zu bespielen. Bei den Chancen habe dann auch das Spielglück gefehlt. „Es wäre symptomatisch gewesen“, so der Fußballlehrer weiter, „wenn das Spiel sogar noch verloren geht.“ Die gelb-rote Karte für den Gegner habe seiner Mannschaft keineswegs geholfen, sagte Thomas Seeliger, der abschließend meinte: „Es sollte heute nicht sein. Wir haben viele falsche Entscheidungen getroffen und uns immer wieder festgespielt. So war es ein gebrauchter Tag. Aber es geht weiter.“