Nach über siebenmonatiger Pause ist der SC Weiche Flensburg 08 zurück auf der Bühne. Im einzigen offiziellen Test in Vorbereitung auf die Fortführung des SHFV-LOTTO-Landespokalwettbewerbs besiegte unsere Mannschaft am Sonnabendnachmittag den Oberligisten Eckernförder SV auf dessen Anlage mit 2:0 (2:0)-Toren. Den 200 dankbaren Zuschauern in der Stadtwerke-Arena, darunter auch manche Flensburger Fans, wurde kein fußballerischer Leckerbissen, sondern eine allenfalls durchschnittliche Partie geboten, die am Ende sicherlich einen hochverdienten Sieger hatte. Doch der Favorit konnte mit dem Gebotenen nur bedingt zufrieden sein. Beiden Mannschaften sah man bei deutlich abgekühlten Temperaturen, garniert mit einigen Regenschauern, die lange Saisonunterbrechung jedenfalls merklich an. Unser Trainer Thomas Seeliger hob nach den 90 Minuten dann auch die Bedeutung der Partie hervor: „Es war ein sehr guter Test. Es ging weniger um das Ergebnis als vielmehr um die Art und Weise, wieder Fußball zu spielen und ein Gefühl für den Raum zu bekommen.“ Die „total sympathischen Gastgeber“, so Thomas Seeliger weiter, hatten Weiche nicht nur eingeladen, sondern es als Gegner in diesem freundschaftlichen Vergleich auch richtig gut gemacht.
Aus dem aktuellen, für die Saison 2020/21 nach den Winterabgängen von Julian Stöhr, Tayfun Can und Ture Blaue noch 23 Spieler umfassenden Kader von Trainer Thomas Seeliger kamen 20 zum Einsatz. Lediglich die angeschlagenen Raphael Straub, Bjarne Schleemann und der in Eckernförde leichte Läufe absolvierende Marcel Cornils fehlten. Jonas Wolz stand als Ersatztorhüter zur Verfügung; er wurde als einziger jedoch nicht eingewechselt. Nur der kaum geprüfte Torhüter Florian Kirschke und Patrick Thomsen kamen zu einem 90-minütigen Einsatz. Nach seiner Einwechslung in der Schlussphase übernahm Martin Pitter – der bislang einzig zum nahenden Saisonende bereits feststehende Abgang (beruflich nach Kopenhagen) – auch gleich die Kapitänsbinde von Torge Paetow. Noch nicht dabei waren die bislang drei Neuzugänge aus unserer eigenen U 23, die ab dem 1. Juli zum Regionalliga-Kader hinzustoßen werden: Brian Jungjohann, Nahne Paulsen und der in Eckernförde einige Laufübungen durchführende Nils Jungehülsing.
Die Anfangsphase nach der enorm langen Wettkampfpause war gleich turbulent. Nach noch nicht einmal einer Minute gab es einen Freistoß für die Gastgeber aus verheißungsvoller Position an der linken Strafraumkante. Weiche-Schlussmann Florian Kirschke parierte den tückischen Aufsetzer von Ole Altendorf, hatte dabei aber ordentlich Mühe (2.). Auf der Gegenseite lag die Murmel dann nur zwei Minuten später plötzlich schon im Netz, als es über Ilidio Pastor Santos, Casper Olesen und Jonas Walter zunächst flüssig von links zu Nico Empen auf halbrechts ging, Casper Olesen im Zentrum reagierte auf das Querspiel am schnellsten, bugsierte nach dreieinhalb Spielminuten die Kugel aus der Drehung zum 0:1 über die Linie (4.). Was für ein Auftakt!
In diesem Tempo wechselten sich die Torraumszenen danach aber nicht mehr ab. Den ersten Eckstoß unserer Mannschaft, von Casper Olesen getreten, köpfte Nico Empen über den Kasten (22.). Außerdem fanden sich beide noch einmal zum Duett, als Casper Olesen den schnellen Gegenzug einfädelte und der Abschluss von Nico Empen von halbrechts beinahe zur Vorlage für den grätschenden Christopher Kramer auf halblinks wurde (35.). Dazwischen hatte Christopher Kramer eine Freistoßflanke von Nico Empen, von der linken Seite mit dem rechten Fuß lang geschlagen, am zweiten Pfosten zum 0:2 eingenickt (33.). Doch es war in jenen ersten 45 Minuten aus Flensburger Sicht längst nicht alles gut und vor allem keineswegs souverän. Wiederholt war der Favorit zu weit aufgerückt und defensiv ohne Absicherung, sodass nach Ballverlusten im eigenen Spielaufbau akute Kontergefahr bestand. Bei einer derartigen Situation prallte der vor der Pause auffällige Ole Altendorf im Eins-gegen-Eins-Duell an Torge Paetow ab, sonst hätte er allein auf Torhüter Florian Kirschke zulaufen können (27.). Obgleich Jonas Walter und vor allem Finn Wirlmann immer wieder mit punktgenauen weiten Bällen auf die Außen Räume schufen, blieb von der ersten Halbzeit eher der Eindruck fehlender defensiver Ordnung und vieler kleiner Fehler haften.
Das sollte sich in der zweiten Halbzeit zumindest insofern ändern, als dass unsere Mannschaft nun deutlich mehr Kontrolle ausübte und das Geschehen im Stile eines überlegenen, aber nicht hektisch agierenden Favoriten in den Griff bekam. So hatten die um ein beherztes Auftreten stets bemühten Gastgeber keine nennenswerte Abschlussaktionen mehr. Weiche agierte deutlich überlegen, generierte zwischenzeitlich gefühlte 75 Prozent Ballbesitz, wirkte allerdings im Strafraum oft nicht besonders zielstrebig. Chancen waren dennoch da. Die besten Möglichkeiten ließen Dominic Hartmann mit einem ansatzlosen Schuss an die Unterlatte, Christopher Kramer, der gleich darauf am zur Pause eingewechselten Schlussmann Bennet Behrens scheiterte (52.), sowie erneut Dominic Hartmann ungenutzt, der nach flüssiger Kombination über links und Eingabe von Florian Meyer den ESV-Torhüter mit seinem Schuss aus zentraler Position zu einer starken Parade zwang (69.). Mit zunehmender Spielzeit litt die Partie allerdings unter den zahlreichen Wechseln. Bei den letzten nennenswerten Aktionen fehlte es dann an Genauigkeit: Erst schickte Kevin Schulz den fleißigen Noel Kurzbach in die Tiefe, doch mit einer Grätsche retteten die Gastgeber zum Eckstoß, in dessen Anschluss Torge Paetow einen zweiten Ball über den Kasten setzte (71.). Und einen von Florian Meyer getretenen Eckstoß köpfte Jonah Gieseler nur knapp vorbei (88.).
Aus unserer Mannschaft konnten sich vor der Pause Finn Wirlmann mit weiten Pässen sowie die eifrigen Nico Empen und Casper Olesen auf den offensiven Außen auszeichnen. In der zweiten Halbzeit fiel vor allem Florian Meyer positiv auf. Trainer Thomas Seeliger, der nach der Partie keinen Spieler hervorheben wollte, zeigte sich von der Vorpausenleistung allerdings enttäuscht. Der Fußballlehrer: „Die erste Halbzeit war einfach schwach. Ich möchte die Jungs dabei nach so langer Pause in Schutz nehmen. Man sieht, dass das Verständnis für den Raum nicht funktioniert hat. Wir hätten mehr Ruhe bewahren müssen. Das haben wir in der Pause angesprochen und in der zweiten Halbzeit wesentlich besser gemacht. Da waren wir dominant. Chancen waren auch dabei, die zu Toren hätten führen müssen.“
Am kommenden Freitagabend, 18. Juni 2021, wird es ab 19 Uhr (Kilia-Anlage am Hasseldieksdammer Weg 165) bereits ernst. Dann steht das SHFV-Landespokal-Viertelfinalspiel beim FC Kilia Kiel auf dem Programm. Karten für bis zu 250 Personen wird es vor Ort geben. Preise 6,00 € und für 4,00 € ermäßigt. Gegen den Sechstligisten, Tabellenführer der Landesliga Mitte, ist unsere Mannschaft sicherlich favorisiert. Allerdings ist die Elf um Torjäger Yannik Jakubowski (8 Saisontore bei ganzen sechs ausgetragenen Liga-Spieltagen und lediglich fünf Einsätzen) nicht zu unterschätzen. Mit Benjamin Petrick, der in der Landesliga sechs Treffer erzielt hat, gibt es ein Wiedersehen, war doch der 26-jährige Stürmer bereits bei seinen Auftritten im Trikot des TSV Schilksee (2014-2017) und von Eutin 08 (2017/18) in den Duellen gegen unsere Mannschaft entsprechend aufgefallen. Während Weiche bislang im Pokal nur eine Runde zu überstehen hatte (6:0 bei Fortuna Glückstadt), mussten die Rot-Weißen auf dem Weg ins Viertelfinale bereits drei Hürden nehmen: 3:1 vor fast zehn Monaten (!) daheim vor 350 Zuschauern gegen SVE Comet Kiel, 3:0 auf eigener Anlage vor 320 Zuschauern gegen TSV Altenholz und 3:1 bei TuS Nortorf vor 150 Zuschauern. Von den neun Pokal-Toren der Landeshauptstädter gehen die meisten – drei – auf das Konto von Benjamin Petrick. Der 1902 gegründete Traditionsverein sehnt die Rückkehr in die höchste Landesspielklasse herbei und möchte zudem die Bühne des Landespokalwettbewerbs dafür nutzen, um wieder mehr im Rampenlicht zu stehen. Unser Trainer Thomas Seeliger, der hervorhebt, dass die Anlaufschwierigkeiten nach so langer Pause alle Mannschaften haben werden, gibt sich dennoch betont zuversichtlich. „Am Freitag werden wir eine Vorstellung hinlegen können, die uns Chancen bietet, um weiterzukommen“, so der Fußballlehrer, der zudem so viel verrät: „Es ist sicherlich nicht die Zeit, um viel zu experimentieren.“
Weiche: Kirschke – Njie (72. Siregar), Paetow (Kap./78. Pitter), Thomsen, Pastor Santos (64. Petersen) – Wirlmann (64. K. Schulz), Walter (46. F. Meyer), Hartmann (75. M. Andersen) – Empen (64. Kurzbach), Kramer (72. Gieseler), Olesen (75. J. Andersen).
Tore: 0:1 Olesen (4.), 0:2 Kramer (33.).
Schiedsrichter: Jannik Schneider (VfB Laboe), ohne Aufsehen, ließ in einem leicht zu leitenden Spiel viel und sinnvoll laufen.
Zuschauer: 200 in der Stadtwerke-Arena, Bystedtredder, in Eckernförde.