Der SC Weiche Flensburg 08 hat nach einem wahren Pokalkrimi das Finale des SHFV-Lotto-Landespokalwettbewerbs der Saison 2020/21 erreicht. Im Halbfinale setzte sich unsere Mannschaft beim Titelverteidiger und amtierenden Oberliga-Meister SV Todesfelde am Mittwochabend knapp mit 2:1 (2:0)-Toren durch. Im ausverkauften Joda-Sportpark von Todesfelde zeigte unsere Mannschaft vor 450 Zuschauern, darunter etwa 40 aus Flensburg, eine starke erste Halbzeit, in der sie völlig verdient mit 2:0 in Führung lag und einem dritten Tor näher war als der ambitionierte Oberligist. Aber nach dem Anschlusstreffer begann bei trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen von etwa 20 Grad in der letzten halben Stunde ein anderes Spiel, in dem die Gastgeber ihre Scheu ablegten und mit viel Wucht und Leidenschaft das Weiche-Tor bestürmten. Weil unsere Mannschaft bei ihren Kontergelegenheiten den Sack nicht zumachen konnte, musste so bis zum Schluss um den sechsten Pokalendspieleinzug nach 2012, 2014, 2016, 2018 und 2019 kräftig gezittert werden. Unser Trainer Thomas Seeliger war nach den dramatischen 95 Spielminuten stolz und erleichtert ob des Sieges, bemerkte mit Blick auf das schon in vier Tagen anstehende Finale jedoch auch: „Wir haben jetzt zwei Schritte gemacht. Ein großer Schritt steht aber noch aus.“ In jenem Endspiel am kommenden Sonntag wird unsere Mannschaft in Malente auf den Liga-Rivalen 1. FC Phönix Lübeck treffen.
Bei all dem Freudentaumel im Flensburger Lager gab es nach der Partie auch eine unerfreuliche Nachricht: Leider verletzte sich der Todesfelder Peter Lennard Koth ohne gegnerische Einwirkung schwer. Er musste bereits nach sieben Minuten ausgewechselt werden. Der SC Weiche wünscht dem Gelb-Blauen baldige Genesung – auf dass er schnell wieder auf den Platz zurückkehren kann!
Gegenüber dem Viertelfinalspiel beim FC Kilia Kiel (5:1) vom vergangenen Freitag lief eine unveränderte Flensburger Startelf auf. Damit bildeten Kevin Njie, Kapitän Torge Paetow, Patrick Thomsen und Ilidio Pastor Santos die Abwehr vor Florian Kirschke. Das Mittelfeld besetzten wie gehabt Finn Wirlmann, der sich bei eigenem Spielaufbau oft bis in die letzte Reihe fallen ließ und von dort aus die Bälle verteilte, Kevin Schulz und Dominic Hartmann. Nico Empen (rechts), Christopher Kramer (zentral) und Casper Olesen (links) begannen erneut im Angriff. Nach und nach mussten Flensburger mehr oder weniger stark angeschlagen ausgewechselt werden. Zunächst kam Noel Kurzbach für Christopher Kramer, ging aber im Tausch mit Nico Empen auf Rechtsaußen. Dann mussten Kevin Schulz und Nico Empen ebenfalls lädiert passen. Für sie kamen Jonas Walter und Jonah Gieseler. Schließlich wurden der „Gelb-Rot“-gefährdete Ilidio Pastor Santos und der angeschlagene Dominic Hartmann in den letzten Minuten von Florian Meyer und Malte Petersen ersetzt. Auf der Bank blieben Ersatztorhüter Jonas Wolz, der abermals den verletzten Raphael Straub vertrat, und Marcel Cornils. Wie bereits zuletzt schafften es der verletzte Bjarne Schleemann sowie Johannes Siregar, Mathias Andersen, Martin Pitter und Jacob Andersen nicht in den Kader für diese Partie.
Unsere Mannschaft kam gut in das Spiel und hatte unverhofft gleich eine richtig gute Torchance, als Kevin Schulz einen Fehlpass aufnahm und an Torhüter Fabian Landvoigt scheiterte, zuvor aber unfair behindert wurde (2.). Den fälligen Freistoß wuchtete Dominic Hartmann in die zweite Etage (3.). Die Führung schien fällig, als sich Christopher Kramer stark über rechts durchsetzte und butterweich auf den zweiten Pfosten flankte. Casper Olesen köpfte aus Nahdistanz vorbei (15.). Immer mehr zeichnete sich die spielerische Dominanz der Gäste ab, die ruhig die Kugel durch die eigenen Reihen tanzen ließen, gekonnt aufbauten und mit Tempoverschärfungen und Pässen in die Tiefe immer wieder für Gefahrenmomente sorgten. Nach einer solchen Ballstafette, an der unter anderem Kevin Schulz und Christopher Kramer beteiligt waren, zog Dominic Hartmann ab; von einem Todesfelder abgefälscht landete das Streitobjekt zur verdienten 1:0-Führung des Regionalligisten im Tor der Gelb-Blauen (20.). Nach einer weiteren schönen Kombination über mehrere Stationen setzte Casper Olesen die Kugel über den Kasten (26.). Und unser Däne hatte noch einmal zu wenig Zielwasser getrunken, als er nach schönem Doppelpass mit Dominic Hartmann zum Abschluss kam (38.). Kurz zuvor hatte auch Christopher Kramer per Kopf nach weitem Einwurf von Torge Paetow von rechts das Tor verfehlt (37.). So fiel der zweite Flensburger Treffer beinahe folgerichtig: Dominic Hartmann hatte bei einem Freistoß einen Torschuss angetäuscht und stattdessen auf Christopher Kramer gepasst, der die Kugel zum 0:2 versenkte, während sich die Gastgeber verdutzt ansahen (44.).
Todesfelde war von Beginn an eher darauf eingestellt, Weiche den Ball und die Initiative zu überlassen. So konnte der Pokalverteidiger zwar früh seinen ersten Eckstoß verbuchen (12.), aber so richtig gefährlich wurde es für den Kasten von SC-Torhüter Florian Kirschke erst einmal nicht. Rafael Krause setzte seinen Abschluss am kurzen Pfosten vorbei (36.), Kapitän Luca Sixtus schoss im zweiten Anlauf über den Kasten, nachdem sein erster Versuch in der Flensburger Mauer hängen geblieben war (41.).
Die zweite Halbzeit begann – beinahe etwas überraschend – verhalten, ehe unsere Mannschaft die Chance zum 0:3 ausließ. Casper Olesen hatte sich über links durchgesetzt und auf Christopher Kramer gepasst. Unser Center zirkelte die Kugel – allein vor Torhüter Fabian Landvoigt, aber auch aus spitzem Winkel – am Tor vorbei (56.). In einer ähnlichen Situation – wieder über links und Casper Olesen – hatte Nico Empen ebenfalls keinen Erfolg (65.). Dazwischen hatte die Partie allerdings einen wichtigen Impuls in die andere Richtung erhalten. Rafael Krause hatte einen direkten Freistoß an der Mauer vorbei versenkt, wobei SC-Torhüter Florian Kirschke zu spät in das bedrohte Eck abtauchte (59.). Mit jenem Anschlusstreffer erwachte der Pokalverteidiger. Nun bebten die Tribünen, und der amtierende Oberliga-Meister fand Wucht und Leidenschaft, um das Flensburger Tor zu bedrängen. Der Torjäger von „Tofe“, Morten Liebert, der bis dahin einen sehr schweren Stand und kaum einen Ballkontakt hatte, hämmerte einen Freistoß über den Kasten und dabei den Ball mit immenser Kraft sogar aus dem Stadion (67.). Wenig später kratzte Florian Kirschke einen direkt getretenen Eckstoß aus dem Winkel, und im unmittelbaren Anschluss setzte Rafael Krause die Kugel am Flensburger Tor vorbei, was zum kollektiven Aufatmen beim Gäste-Anhang und dem Betreuerstab führte (69.). Schließlich traf auch Luca Sixtus bei einem Nachschuss das Weiche-Tor nicht (78.).
Unsere Mannschaft konnte nach einiger Zeit und vor allem nach manchen Wechseln wieder für Entlastung, aber nicht für die Entscheidung sorgen. Möglichkeiten waren durchaus vorhanden. Eine Flanke von Noel Kurzbach köpfte Jonah Gieseler, der zudem ein Abseitstor erzielte (76.), vorbei (75.), und noch einmal fanden sich die beiden zum Duett. Nach dem Zuspiel von Noel Kurzbach, wieder von rechts, drehte sich Jonah Gieseler, schob die Kugel aber am Kasten vorbei (86.). Das war zugleich die letzte notierenswerte Chance. Zwar musste unsere Mannschaft noch hier und da ein Strafraumgewimmel überstehen, aber insbesondere in der fünfminütigen Nachspielzeit gelang es, das Geschehen oft und über einige Zeit in die Hälfte der Platzherren zu verlagern, sodass es am Ende beim knappen 2:1-Gästesieg blieb.
Der SV Todesfelde hatte in Routinier Christian Rave, der nach dem frühen verletzungsbedingten Ausfall von Peter Lennard Koth (7.) den Part in der Abwehrzentrale übernahm, Torschütze Rafael Krause und Kapitän Luca Sixtus als Antreiber seine auffälligsten Akteure. Unsere Mannschaft verdiente sich durch ihre Geschlossenheit ein besonderes Lob, das insbesondere auch die eingewechselten Akteure einbeziehen muss. „Matchwinner“ war fraglos Dominic Hartmann, der nicht nur mit einem Tor und einer Torvorlage der starken ersten Halbzeit seinen Stempel aufdrückte. Neben unseren „Abwehrtürmen“ Patrick Thomsen und Torge Paetow sei auch der in der Schlussphase mehrfach lädiert um Behandlungspausen bittende Finn Wirlmann extra hervorgehoben.
Im Finale des Landespokalwettbewerbs wird unsere Mannschaft am kommenden Sonntag, 27.06.2021, auf den Regionalliga-Rivalen 1. FC Phönix Lübeck treffen, der sich zeitgleich beim TSB Flensburg durch zwei Treffer von Haris Hyseni (19., 77.) bei einem Gegentor von Tayfun Can (48.) mit 2:1 (1:0) behaupten konnte. Das Endspiel im Uwe-Seeler-Fußball-Park von Malente wird nach aktuellem Stand um 16 Uhr angepfiffen werden. Unser Geschäftsführer Finanzen, Harald Uhr, hatte schon unmittelbar vor den Halbfinals gesagt, dass Phönix sehr gut besetzt und ein richtig starker Gegner ist – der stärkste, den man derzeit in der Regionalliga finden kann. Freuen wir uns also auf ein Endspiel zweier sehr guter, spielfreudiger Vertretungen. Unsere Mannschaft wird noch einmal alles raushauen, um diese kurios verlaufene Saison erfolgreich abschließen zu können, ehe die Spieler in eine sehr kurze Sommerpause gehen werden.
Weiche: Kirschke – Njie, Paetow (Kap./V), Thomsen, Pastor Santos (V/83. F. Meyer) – Wirlmann, Hartmann (83. Petersen), K. Schulz (74. Walter) – Empen (74. Gieseler), Kramer (61. Kurzbach), Olesen.
Tore: 0:1 Hartmann (20.), 0:2 Kramer (44.), 1:2 Krause (59.).
Zuschauer: 450, darunter etwa 40 Flensburger, im ausverkauften Joda-Sportpark, Todesfelde.
Schiedsrichter: Alexander Roppelt (VfL Bad Schwartau), hatte in der umkämpften und von beiden Seiten äußerst bissig geführten Partie ordentlich zu tun.
Stimmen zum Spiel:
Unser Trainer Thomas Seeliger analysierte nach der Partie: „Das Spiel ist gekippt mit dem Freistoß zum 1:2. Du hast über das ganze Spiel genügend Chancen, um den Sack zuzumachen. Aber am Ende kannst Du auch das 2:2 bekommen.“
Unser Geschäftsführer Sport, Christian Jürgensen: „Ich hab’s nicht anders erwartet. In der ersten Halbzeit war es ein ‚erwachsener Auftritt‘, richtig super. Mit dem 1:2 wird es dann immer spannend. Aber die Wechsel taten uns gut. Sie haben voll gegriffen. Jetzt können wir uns freuen, aber der Weg ist noch nicht zu Ende.“
Unser Torhüter Florian Kirschke wollte vor allem der Mannschaft ein Dank und Lob zugleich aussprechen: „Wir haben nach dem Gegentor gut gegengehalten. Es war ja doch Hektik und Stimmung dabei, und da muss man das erst einmal so hinbekommen.“
Unser Kapitän Torge Paetow: „Wir hatten uns vorgenommen, die Niederlage aus der vergangenen Saison wettzumachen, was uns gelungen ist. Wir hatten den Juni, um uns auf maximal drei Spiele in neun Tagen vorzubereiten. Nun wollen wir die Chance entsprechend nutzen.“
Unser Torschütze Dominic Hartmann, der mit Schmerzen am Hüftbeuger die letzten Minuten von draußen mitfiebern musste: „Wir haben das richtig, richtig gut gemacht, gehen verdient mit 2:0 in Führung und machen das dritte Tor nicht. Am Ende haben wir alles rausgehauen und in der Summe auch mehr als verdient gewonnen.“
Für unsere ab dem 1. Juli aus der U 23 aufrückenden Talente sprach Youngster Nahne Paulsen gleich mit: „Das ist schon etwas anderes als ein Oberligaspiel. Es ist nochmal gut gegangen. Jetzt geht’s nach Malente, und in der nächsten Saison wollen wir dann auch richtig mitmischen.“
Von allen Flensburgern schien Co-Trainer Klaus-Peter „KaPe“ Nemet vom Geschehen am wenigsten beeindruckt zu sein. Der Routinier meinte nur kurz: „Solche Spiele habe ich schon mehrfach erlebt. So ist halt Fußball.“