Der SC Weiche Flensburg 08 reist am Freitag zur Partie des 33. Spieltages zur SV Drochtersen/Assel. Die Niedersachsen spielen seit Jahren stabil im oberen Feld der Regionalliga mit, verfügen über eine eingespielte, erfahrene Mannschaft, haben aber schon seit 2016 nicht mehr gegen unsere Jungs gewonnen. Bevor Weiche am Freitagabend – zumindest ab Ende der zweiten Halbzeit unter Flutlicht – diese Serie zu behaupten versuchen wird, haben wir für Euch wieder ein paar Fakten zusammengestellt.
Zur Lage: spannend auch wieder oben
Am vergangenen Wochenende wurde die Liga in der Frage, wer denn den Meistertitel holen wird, wieder spannender. Der Spitzenreiter VfB Lübeck verlor das Top-Spiel der 32. Runde auf der heimischen Lohmühle gegen die beste Rückrundenmannschaft Teutonia 05 Ottensen mit 2:3 und musste dann mit ansehen, wie die Zweitvertretung des Hamburger SV, die das „kleine Nordderby“ gegen Werder Bremen II mit 2:0 für sich entschied, nach Punkten gleichzog. Ganze neun Tore trennen nun den designierten Drittliga-Aufsteiger von der zweitplatzierten U 21 des HSV. Selbst Teutonia benötigt bei acht Zählern Rückstand nun kein Fernrohr mehr, um den VfB Lübeck zu entdecken. Gleich um sechs Punkte konnte Hannover 96 II – der einzige Lübecker Kontrahent mit Drittliga-Lizenzantrag – den Rückstand verkürzen, da die jungen „Roten“ erst Holstein Kiel II mit 3:2 besiegten und am Dienstagabend ein Nachholspiel beim Tabellenletzten Kickers Emden mit 3:0 für sich entschieden.
Auf den Plätzen 5 und 6 folgen nun die Kontrahenten des Freitagabends, wobei sich Weiche nach dem 2:1-Sieg gegen Rehden an Drochtersen/Assel vorbeimogeln konnte. Die SV D/A verlor in Hildesheim mit 0:1 und zudem zwei Spieler mit „Gelb-Rot“. Wichtige Punkte im Abstiegskampf gewannen neben Hildesheim auch Lohne beim 3:2-Sieg in Jeddeloh, der FC St. Pauli II mit dem 3:1-Sieg im Nachbarschaftsduell in Norderstedt und der Bremer SV durch das 1:0 gegen Phönix Lübeck. Bleibt das torlose Remis, mit dem sich Havelse und Delmenhorst trennten – zu wenig für den SV Atlas, der nun schon sechs Zähler Rückstand auf die vielleicht rettenden Plätze 15 und 16 und sieben Punkte auf den wahrscheinlichen Relegationsplatz 14 aufzuholen hat. Im Abstiegskampf kann in den letzten sechs Spieltagen jede Menge Spannung erwartet werden. Mittlerweile müssen selbst Werder Bremen II, Phönix Lübeck und sogar Jeddeloh noch aufpassen. Ein Austrudeln der Saison käme jedenfalls für diese Drei zu früh.
Mit dem anstehenden 33. Spieltag kann vielleicht mehr Klärung herbeigeführt werden. Kickers Emden etwa würde mit einer weiteren Niederlage im einzigen Samstagsspiel – bei Werder Bremen II – als erster Absteiger definitiv feststehen. Holstein Kiel II empfängt am Sonntag in einem ganz wichtigen Spiel die wiederbelebten Hildesheimer. Auch bei Delmenhorst gegen Jeddeloh geht es am Freitag um viel. Außerdem steht am Freitag das Hamburger Stadtduell der Zweitligareserven zwischen dem erstarkten FC St. Pauli und dem Tabellenzweiten HSV – parallel zum Lokalderby der Profis – an. Rehden will gegen den VfB Lübeck unbedingt punkten. Und unsere Mannschaft reist nach Drochtersen. Den Spieltag komplett machen die übrigen Sonntagsspiele. Lohne erwartet Norderstedt, Teutonia empfängt Havelse, und Phönix Lübeck will gegen Hannover 96 II punkten. Spielfrei ist der Bremer SV, der am darauffolgenden Mittwoch Drochtersen zu einem Nachholspiel empfangen wird. Außerdem sollen am 26. April das Nachbarschaftsduell zwischen Hildesheim und Hannover 96 II sowie das Heimspiel des Hamburger SV II gegen Phönix Lübeck stattfinden.
Zum Gegner: seit Jahren stabil
Die seit 1977 bestehende Spielvereinigung aus Drochtersen und Assel ist ein Musterbeispiel für Kontinuität und Erfolg bei ruhigem Arbeiten im leistungsorientierten Fußball. Eine ganze Reihe an Spielern ist schon gefühlte Ewigkeiten im Kehdinger Land am Ball. Abwehrspieler und Standardspezialist Nico von der Reith (29) etwa kickt seit 1999 (!) im Verein. Auch andere wie Jasper Gooßen (27, seit 2001 im Verein), Christian Rusch (21, 2006) und Jan-Miklas Steffens (23, 2015) kommen aus der eigenen Jugend. Seit Jahren ist Alexander Neumann, inzwischen 33, der Torgarant der SV D/A. In der laufenden Saison kommt er schon wieder auf zwölf Treffer. Mit Patrick Siefkes (33) steht zudem ein Routinier zwischen den Pfosten, der ebenfalls seit der ersten Viertliga-Saison dabei ist. Drochtersen schaffte 2015 den Aufstieg. Hinzu kommen Spieler, die einst die Nachwuchsleistungszentren von Werder Bremen, dem Hamburger SV, Hannover 96 oder Holstein Kiel durchlaufen haben. Zu den bekannten Akteuren aus jener Kategorie zählen sicherlich Maximilian Geißen (24, ehemals HSV), Dennis Rosin (26, zuvor Spielmacher von Altona 93; Ausbildung u. a. bei St. Pauli und Werder Bremen) und Marcell Sobotta (26; früher mal im NLZ bei Holstein und St. Pauli, später u. a. Offenbach und Steinbach). Alles in allem: D/A verfügt über einen richtig guten, stetig qualitativ gewachsenen und erfahrenen Kader, was sich letztlich auch in den Platzierungen niederschlägt. In den nunmehr acht Regionalliga-Jahren, abzüglich einer annullierten Corona-Saison sprang einmal nur Platz 12 heraus. Sonst lag Drochtersen am Ende immer im einstelligen Bereich; „Regelplatz“ war Rang 4. Aktuell ist es Platz 6. Und Konstanz herrscht ebenso auf der Trainerposition. Seit dem Aufstieg von 2015 kam man in der Regionalliga mit vier Trainern aus. Der Bekannteste, Enrico Maaßen, leitete insgesamt vier Jahre die Geschicke und trainiert heute Erstligist FC Augsburg. Aktuell steht mit Frithjof Hansen (27) ein junger Trainer an der Linie.
Was die aktuelle Form der Mannschaft um den etatmäßigen Kapitän Alexander Neumann betrifft, so hatte man zuletzt ein kleines Tief, wobei der Sturmtank mit der Nummer 14 inzwischen nur noch selten seine 90 Minuten bekommt und zuletzt in Hildesheim ganz fehlte. Dort führte Maximilian Geißen die Elf als Spielführer auf das Feld. Apropos Hildesheim: Da verloren die Kehdinger nicht nur mit 0:1 die Partie, sondern mit Nikola Serra und dem erst kurz vor Schluss eingewechselten Ex-Kieler Tjorve Mohr auch zwei Innenverteidiger mit „Gelb-Roter“ Karte, sodass sie am Freitag zum Zuschauen verdammt sein werden. Mit Liam Giwah (23) ist ein anderer Ex-Kieler – vielleicht an der Seite von Vereins-Urgestein Nico von der Reith – in der Innenverteidigung zu erwarten. Die 0:1-Niederlage in Hildesheim war übrigens die dritte Niederlage in Folge ohne eigenen Torerfolg. Zuvor gab es ein 0:2 gegen Rehden und ein 0:1 beim HSV II. Um aber alles richtig einzuordnen: Es ist auch gerade einmal vier Wochen her, da Drochtersen bei der starken Zweiten von Hannover 96 mit 3:0 siegte.
Ungeachtet der jüngsten Negativserie spricht unser Trainer Benjamin Eta zu Recht voller Respekt über die SV Drochtersen/Assel. Bei einer kurzen Einschätzung mit Blick auf den kommenden Gegner sagte er unmittelbar nach Spielschluss gegen Rehden: „Drochtersen ist eine Mannschaft, die seit Jahren oben mitgespielt hat und die gut gegen den Ball spielt. Sie haben da zum Beispiel mit Marcell Sobotta oder Alexander Neumann richtig gute Leute. Sie gehören zu Recht unter die ersten Fünf der Liga.“ Aussichtslos ist das Unterfangen in Drochtersen für unsere Mannschaft am Freitagabend indes nicht. Benjamin Eta ergänzte: „Trotzdem wollen wir auch dort auf Sieg spielen und drei Punkte holen.“
Unsere Mannschaft: personell deutlich breiter aufgestellt
Die Mannschaft um Kapitän Dominic Hartmann geht hochmotiviert die letzten sieben Pflichtspiele der Saison an. Dabei sind einige Knüller dabei: Zweimal wird sie auf den VfB Lübeck treffen, zudem möchte sich die Mannschaft am letzten Spieltag beim spielstarken aktuellen Tabellenzweiten Hamburger SV II beweisen. Damit wird unsere Mannschaft noch aktiv in den Meisterschaftskampf eingreifen. Cheftrainer Benjamin Eta hat zudem die Möglichkeit, unter Ernstbedingungen sechsmal zu testen, um für das Landespokalfinale am 3. Juni die beste erste Elf zu finden. Ein Austrudeln-Lassen gibt es nicht. Am Freitagabend geht es zudem darum, Platz fünf zu verteidigen, und Platz vier oder sogar Platz drei sind durchaus noch möglich.
In den vergangenen beiden Wochen meldeten sich einige Spieler wieder zurück, sodass sich die personelle Lage inzwischen deutlich entspannt hat. Beim 2:1-Sieg gegen Rehden standen z. B. Noel Kurzbach, Marcel Cornils und René Guder wieder zur Verfügung, wobei sie eingewechselt wurden. Auch andere wie Nico Empen, John Dethlefs, Finn Wirlmann oder Tobias Ryborg mussten sich ihre Physis erst wieder erarbeiten. Das sollte nun Woche für Woche besser werden, sodass bei ihnen bald wieder 90 Spielminuten drin sein werden. Am Sonntag holten sich zudem neben Noel Kurzbach auch Dan-Emilian Neicu, Brian Jungjohann, Thies Richter und Tobias Ryborg Spielpraxis in unserer U 23, wobei der Auftritt der Oberliga-Mannschaft bei Inter Türkspor Kiel (2:8) alles andere als erfolgreich war. Zudem ist mit der Rückkehr von Vize-Kapitän Torben Rehfeldt zu rechnen, der zuletzt gegen Rehden kurzfristig aus – sehr schönen – privaten Gründen ausgefallen war. Er wurde am Spieltag Vater des kleinen Taavi. In Drochtersen werden definitiv weiterhin die langfristig an ihrer Rückkehr arbeitenden Ilidio Pastor Santos und Calvin Ogara fehlen.
Die Bilanz unserer Mannschaft gegen die SV D/A kann indes Zuversicht verbreiten. Zehn Duelle in Folge gingen nicht verloren. Zuletzt musste Weiche im Kehdinger Stadion am 20. November 2016 eine Niederlage hinnehmen; damals mit 1:2. Seitdem gab es in Drochtersen drei Siege (2:0, 1:0, 2:1) und ein Remis im Vorjahr (1:1). Das Hinspiel dieser Saison gewann Weiche am 14. Oktober 2022 nach Toren von Kevin Schulz (31.) und Marcel Cornils (50.) bei einem Gegentreffer von Alexander Neumann (63.) – wem sonst? – vor 812 Fans an einem Freitagabend mit 2:1. Wenn das kein gutes Omen ist!
Hinweise für alle Fans: Elb-Fähre oder via Hamburg
Das Spiel wird am Freitag, 21. April 2023, um 19.30 Uhr im Kehdinger Stadion von Drochtersen (Am Sportplatz 19) angepfiffen. Schiedsrichter der Partie ist Alexander Rosenhagen (FC SeeBern; Germershausen-Seeburg), der von Steffen Geismann und Tobias Geismann (beide SG Hollenstedt/Stöckheim) assistiert wird. Einen Livestream bei „Sporttotal.tv“ wird es voraussichtlich geben. Für alle daheim bleibenden Weiche-Fans werden wir – wie gehabt – zudem einen Ticker mit Infos zu Spielbeginn, Halbzeit und Abpfiff sowie den Toren auf unserer Facebook-Seite anbieten.
Das Kehdinger Stadion befindet sich „leicht versteckt“ nahe des Ortszentrums auf der Elb-fernen Seite der Ortsdurchfahrt. Für Autofahrer bieten sich zwei Strecken an: die deutlich kürzere über die (kostenpflichtige) Elbfähre zwischen Glückstadt und Wischhafen oder die längere über die A 7 und Hamburg sowie weiterer Fahrt Richtung Stade. Für den Hamburger Reiseweg müssen mit PKW etwa zweieinhalb Stunden für rund 220 km eingerechnet werden. Nutzerinnen und Nutzer der Autofähre über die Elbe haben lediglich ca. 150 km vor sich, sind aber aufgrund möglicher Wartezeiten vor der Fähre sehr vom dortigen Andrang abhängig. Tagsüber verkehrt die Fähre alle 30 Minuten. Achtung: Auf der Rückfahrt in den späten Abendstunden wird die Fähre planmäßig nur noch um 22.30 Uhr ab Wischhafen ablegen. Bitte informiert Euch rechtzeitig! Von der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel nach Drochtersen (und vor allem: in den späten Abendstunden zurück!) muss indes gänzlich abgeraten werden.
Ein Hinweis zum Wetter: In Drochtersen werden für den Freitagabend noch immer angenehme Temperaturen etwa um die 15 Grad und kein Niederschlag erwartet.
Wir wünschen allen nach Drochtersen fahrenden Weiche-Fans eine problemlose Anreise, ein schönes Spiel und eine gut gelaunte Rückkehr nach Flensburg.