Der SC Weiche Flensburg 08 hat zum Auftakt des 8. Spieltages der Nord-Gruppe der Regionalliga Nord am Freitagabend den Heider SV mit 3:1 (2:1)-Toren bezwungen und damit nach der 0:1-Niederlage beim FC Teutonia 05 aus der Vorwoche wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Bei teilweisem Nieselregen sahen 814 Zuschauer im Manfred-Werner-Stadion einen überlegenen Gastgeber, der aber den Sack nicht vorzeitig zuband. So durfte der tapfere Außenseiter aus Dithmarschen, der leider den frühen verletzungsbedingten Ausfall seines Kapitäns Leif Hahn hinnehmen musste (Gute Besserung aus Flensburg!), bis in die Schlussminuten auf einen Zähler hoffen. Während Sönke Beiroth, Trainer des Heider SV, seine Mannschaft auf der anschließenden Pressekonferenz lobte, jedoch angesichts der vielen Chancen des Kontrahenten von einer verdienten Niederlage sprach, ärgerte sich Weiche-Trainer Thomas Seeliger darüber, dass die Entscheidung erst so spät fiel. Der Fußballlehrer: „Für die Zuschauer ist das ja spannend. Aber für mich war es eine Qual.“
Nach der Niederlage bei Teutonia 05 Ottensen veränderte Trainer Thomas Seeliger die Startformation auf zwei Positionen. Für Ilidio Pastor Santos und Noel Kurzbach (beide auf der Bank) liefen Florian Meyer und Jonah Gieseler von Beginn an auf. Wechsel nahm der Trainer erst in der Schlussphase vor: Malte Petersen ersetzte Torben Rehfeldt, dann kam Ilidio Pastor Santos für Christopher Kramer. In der Nachspielzeit, unmittelbar vor dem letzten Treffer, wurde Kevin Njie für Marcel Cornils eingewechselt. Für Johannes Siregar, der auch noch hätte ins Spiel kommen sollen, kam der Abpfiff des Unparteiischen indes zu früh. Das Spieltagsaufgebot komplettierten Casper Mols (Tor), Noel Kurzbach, Nils Jungehülsing und Nico Empen. Nicht den Sprung in den 19er Kader des Abends schafften es neben den langzeitverletzten, aber so langsam wieder mit dem Aufbautraining beginnenden Bjane Schleemann und Finn Wirlmann sowie dem noch immer mit Beschwerden an der Achillessehne aussetzenden Kevin Schulz auch Raphael Straub, Brian Jungjohann und Nahne Paulsen. Und nach den 90 Minuten konnte unser Physiotherapeut Andreas Hansen beruhigen: Auf Flensburger Seite sind alle gut durch die Partie gekommen.
Beide Mannschaften brauchten nicht lange, um Fahrt aufzunehmen. Nach einem weiten Einwurf von Torge Paetow von der rechten Seite und Kopfballverlängerung von Jonah Gieseler – eine Situation, die sich nachfolgend oft wiederholen sollte – hatte Patrick Herrmann am zweiten Pfosten die erste kleinere Gelegenheit, doch Torhüter Raphael Bartell – Neuzugang aus der U 19 von Hertha BSC – war zur Stelle (4.). Und dann kamen die zunächst durchaus frechen Gäste, die zweimal die Chance zum Pass in die Schnittstelle auf Oke Paulsen sahen und die Flensburger Defensive damit in Verlegenheit brachten. In der Folge musste SC-Torhüter Florian Kirschke erst nach einem Eckstoß den Kopfball von Leif Hahn parieren (6.), kurz darauf den Kopfstoß von Oke Paulsen (7.).
Doch der durchaus mutige Beginn der Gäste setzte sich nicht derart fort. Bei einem Freistoß von Dominic Hartmann auf der Gegenseite verfehlte Torben Rehfeldt per Kopf nur knapp (13.), dann verzog nach einer der Einwurf-Flanken von Torge Paetow von links Dominic Hartmann einen „zweiten Ball“ (16.). Schließlich hatte unsere Nummer „37“ mehr Erfolg: Wieder war es ein Einwurf von Torge Paetow, Kopfballverlängerung von Jonah Gieseler, und Dominic Hartmann nahm den zu kurz abgewehrten „zweiten Ball“ aus zwölf Metern direkt – 1:0 (22.).
Weiche ließ auch danach nicht locker, arbeitete vor allem mit vielen Standards am zweiten Treffer. Erst jagte Jonas Walter einen Distanzschuss knapp vorbei (24.), dann verpasste Torben Rehfeldt am langen Pfosten die Freistoßeingabe von Dominic Hartmann von der linken Seite knapp (32.). Als Jonas Walter den fleißig-quirligen Jonah Gieseler über rechts bediente, verpasste Marcel Cornils im Zentrum (33.). Schließlich fiel doch das 2:0. Ein von Dominic Hartmann getretener Eckstoß von links rauschte durch den Strafraum, am zweiten Pfosten verpasste zunächst Christopher Kramer die eigene Abschlusschance, brachte folgend aber die Flanke gefühlvoll an den Torraum, Patrick Thomsen musste nur noch einnicken (35.).
Nach einem Distanzschuss von Dominic Hartmann ertönte erneuter Torjubel, der jedoch alsbald abebbte. Torhüter Raphael Bartell hatte nur klatschen lassen können, Jonah Gieseler staubte ab, die Fahne des Assistenten an der Linie ging wegen einer Abseitsstellung allerdings sofort nach oben (38.). In jener Phase mussten die rund 40 Gäste-Fans das Schlimmste befürchten. Doch beinahe aus dem Nichts waren die Schwarzhosen wieder zurück im Spiel. Luca Ubben hatte auf das kurze Eck gezielt, SC-Torhüter Florian Kirschke konnte das nasse Runde nicht festhalten, Fabian Arndt reagierte blitzschnell und staubte zum überraschenden 1:2-Anschlusstreffer ab (41.). Zuvor hatten die Gäste bereits einen Rückschlag hinnehmen müssen, als sich ihr Kapitän Leif Hahn im eigenen Strafraum eine Verletzung am Kopf abholte und ausgewechselt sowie zum Nähen der Platzwunde sogar ins Krankenhaus gebracht werden musste (19.). Gute Besserung!
Die erste Duftmarke nach dem Seitenwechsel setzten die Gäste, erneut in Person von Fabian Arndt, der auf dem nassen Rasen aus der Distanz abzog und so Florian Kirschke doch ein paar Schwierigkeiten bereitete (47.). Dann aber übernahmen wieder die Platzherren das Kommando, hatten viel Ballbesitz, für Abschlüsse brauchte es allerdings etwas Zeit. Einen Freistoß von Dominic Hartmann köpfte Jonah Gieseler über den Kasten (57.). Der dritte Treffer war danach eigentlich fällig. Dominic Hartmann zog erneut aus der zweiten Reihe ab, Torhüter Raphael Bartell musste abklatschen lassen, Patrick Thomsen schoss aus Nahdistanz in den Nachthimmel (59.). Ein direkt getretener Freistoß von Dominic Hartmann rauschte, von der Mauer noch leicht abgefälscht, knapp vorbei (61.), und Marcel Cornils, von Torben Rehfeldt in Szene gesetzt, scheiterte am herausstürzenden Torhüter (62.). Die Sturm- und Drangphase überstand der Gast folglich unbeschadet.
Und so kam der Heider SV in der Schlussphase etwas auf. Weil Weiche die Entscheidung verpasst hatte, lag ein Zähler für die Gäste bis kurz vor Abpfiff im Bereich des Möglichen. Letztlich blieb trotz einiger Versuche einzig der Freistoß von Patrick Storb aus der Distanz, der Florian Kirschke ernsthaft forderte (73.). Weil Heide mehr den offenen Schlagabtausch suchte, kam der Favorit in der Schlussphase wieder zu Gelegenheiten. Eine Flanke von Dominic Hartmann köpfte Torge Paetow in die Arme des HSV-Schlussmannes (87.). Schließlich landete der Schuss von Jonas Walter von halblinks, glänzend in Szene gesetzt vom sich im Zweikampf behauptenden Jonah Gieseler, am rechten Pfosten (89.). So musste ein Patzer des ansonsten guten Torhüters der Gäste für die Entscheidung und den Schlusspunkt herhalten: Jonah Gieseler erkämpfte sich links im Strafraum die Kugel, hätte aus spitzem Winkel vermutlich selbst abschließen können, legte aber quer zum eingewechselten Ilidio Pastor Santos, der den Ball zum 3:1-Endstand ins leere Tor schubste (90.+2).
Beim Heider SV waren lange Zeit Torhüter Raphael Bartell und Mittelfeldakteur Vagner Canjura Cassama die besten Akteure. Auch die körperliche Präsenz von Patrick Storb und die noch immer vorhandenen spielerisch-strategischen Qualitäten des Ex-Flensburgers Fabian Arndt fielen auf. Auf Seiten unserer Mannschaft ragten Torschütze Dominic Hartmann, der wohl selten so oft auf die gegnerische „Kiste“ zielen durfte und immer wieder Schwung in das Spiel brachte, sowie Jonah Gieseler mit vielen gelungenen Aktionen heraus. Zudem zeigte Patrick Thomsen – neben anderen – eine sehr gute Leistung.
Am 9. Spieltag steht für Weiche wieder ein Auswärtsspiel auf dem Programm. Unsere Mannschaft wird dazu am Sonnabend, 25. September 2021, ab 13.00 Uhr beim 1. FC Phönix Lübeck im Stadion Buniamshof zu Gast sein.
Weiche: Kirschke – Herrmann, Paetow (Kap.), Thomsen, F. Meyer – Rehfeldt (77. Petersen), Hartmann, Walter – Gieseler, Kramer (83. Pastor Santos), Cornils (90.+2 Njie).
Tore: 1:0 Hartmann (22.), 2:0 Thomsen (35.), 2:1 Arndt (41.), 3:1 Pastor Santos (90.+2).
Zuschauer: 814 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.
Schiedsrichter: Florian Pötter (FC Voran Ohe/Aumühle), ließ eher laufen, blieb seiner Linie dabei treu und zeigte für die Gäste dreimal „Gelb“ (Ubben nach Foul an Cornils, 43.; Arndt wegen Meckerns, 59.; Neelsen nach Foul an Pastor Santos, 86.).
Trainerstimmen:
Der Gäste-Trainer Sönke Beiroth gratulierte zunächst „wie immer, wenn wir in Weiche sind,“ dem Gegner zum Sieg. „Weiche gehört zu den Mannschaften, bei denen man Niederlagen am ehesten verkraften kann“, ergänzte der verantwortliche Übungsleiter mit Verweis schon auf die Zeiten mit Daniel Jurgeleit als Flensburger Trainer, ehe er angesichts vieler Chancen von Weiche von einer verdienten Niederlage sprach. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir eine gute Partie gemacht“, zumal man die Tugenden wie Leidenschaft und Wille zeigen konnte. „Für die Zuschauer war es ein spannendes Spiel. Wir hatten zum Schluss die Hoffnung, vielleicht noch über eine Standardsituation zum Ausgleich zu kommen“, so der HSV-Verantwortliche.
Unser Trainer Thomas Seeliger bedankte sich eingangs für die Glückwünsche, um danach tief durchzuatmen und nach gewisser Pause ein erleichtertes „Wir haben gewonnen“ auszustoßen. „Ich habe mich geärgert, dass wir solange Zeit brauchten, bis das Spiel entschieden war“, erklärte er sein hörbares Aufatmen. Nicht vergessen sollte man, dass Heide die Chance zum 0:1 gehabt habe. Seine Mannschaft habe danach den Sack nicht zugeschnürt. „Für die Zuschauer ist das ja spannend. Aber für mich war es eine Qual. Ich hatte in der Schlussphase immer gehofft, dass nicht noch ein Standard durchrutscht. Es ist gut gegangen, wir haben dann das 3:1 gemacht.“ Eigentlich habe man sich zu spät belohnt, aber am Ende kräht kein Hahn mehr danach. Und den Ball vom Eingangsstatement seines Gegenübers nahm Thomas Seeliger gern auf. Wenn es darum ginge, erfolgreiche Serien fortzuführen, „trete ich gern in die Fußstapfen von Daniel“, meinte der Fußballlehrer, der zudem seinem Trainerkollegen für die kommenden Wochen mit auf den Weg gab: „Sönke, ärgere gern die Großen!“